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Die Gesellschaft für Philosophische Praxis GPP
lädt ein zum
„Studienkurs Philosophische Praxis”
Das Thema:
Das Politische philosophisch denken ‒
das heißt: »unpolitisch«
Eine Woche im „Haus der Philosophischen Praxis”,
der Villa Hartungen
im Südtiroler Ultental bei Meran
Samstag,21.06.2025, bis Samstag, 28.06.2025
Hier zunächst ein paar Bilder, wo wir die Woche zusammen verbringen. Weitere Bilder - im Sinne einer „fotographischen Hausführung” - hier.
Politik „denken” ‒ was soll das heißen? Verständigen wir uns zuerst, was es nicht heißt, nämlich: „politisch” denken. Warum? Nun, wer politisch denkt, ist schon Partei ‒ und sei es fürs Politische. Wie aber, wenn wir Napoleons Wort, hingeworfen 1808 im Erfurter Gespräch mit Goethe, „Die Politik ist das Schicksal”, einmal anders betonten? Dann träte an die Stelle „Die Politik ist das Schicksal” die entschieden bedrohliche, beklemmend furchteinflößende Wendung „Die Politik ist das Schicksal” ...
Und wer, wenn er in solchem Zusammenhang das unheilschwangere Wort Schicksal hört, dächte nicht sogleich an „Fluch”, vielleicht an „verdammt sein zu ...”?
Wahres Denken hingegen, jeglicher Abhängigkeit zuwider, konstitutionell der Freiheit verschwistert, stand politisch noch nie in Reih’ und Glied, bleibt mithin dem politischen Betrieb gegenüber distanziert und verschmäht es, von Voraussetzungen auszugehen, die das Denken in Haft nehmen, aber selber unbedacht davonkämen. Mit andern Worten: Wer denkt, respektiert auch im Politischen keine heilige Kuh, hält nichts für ausgemacht, nichts für selbstverständlich, schon gar nicht für „alternativlos”.
Während der politisch „eingenordete” Verstand bei Fuß geht und noch stolz darauf ist, erlaubt sich das philosophische Denken zu streunen, ohne zu fürchten, ein ums andere Mal womöglich selbst auf Abwege zu geraten. Was macht’s? Dasselbe Denken, das irrt, wird als erstes seinen Irrtum bemerken ‒ dies eine Formel, mit der sich die Bewegungen der Philosophiegeschichte benennen ließen.
Gegenwärtig aber kommt dem Bedenken des Politischen eine besondere, sogar dringliche Bedeutung zu: Unverkennbar schwinden die demokratischen Selbstverständlichkeiten ‒ und man fühlt sich an das Wort von Ernst Troeltsch am Tor zum 20. Jahrhundert erinnert: „Alles wackelt” ‒, zugleich jedoch, vom zurückgekehrten Dämon des Krieges in Panik versetzt, wird politisch mobil gemacht. Ein höchst gefährliches „Spiel” ‒ wortwörtlich „mit dem Feuer”.
In solcher Bedrohungslage gebietet die Not, einmal an die großen Grundsatzdenker zu erinnern, jedenfalls an solche, die mit dem Anbruch der Neuzeit das Politische neu, und zwar grundlegend, wenn nicht grundstürzend neu dachten, als da sind: Niccolò Machiavelli, der erste wirklich moderne Theoretiker der Politik, dann die beiden großen Antipoden, also Thomas Hobbes und Jean-Jacques Rousseau, und ‒ mit gewaltigem Sprung hinüber ins letzte, politisch beispiellos unheilvolle Jahrhundert ‒ Carl Schmitt.
Doch angesichts des weltweit aufziehenden Trends, der sich als Okkupation politischer Institutionen durch den Geist der Ökonomie beschreiben läßt, soll diese Tour d’Horizon erweitert und ergänzt werden durch eine Erinnerung an Hegel, den neuzeitlichen „Staatsdenker” par excellence, dessen Rechtfertigung des Staates als dem „sittlichen Universum” im Gegensatz zur Wirtschaftsgesellschaft als dem „geistigen Tierreich” von unvergleichlicher Aktualität ist. Sieht es in weiten Teilen der Welt nicht so aus, als werde jenes sittliche Universum von einer neuartigen Bestie verschlungen, Leviathan und Behemoth zugleich, mithin von Oligarchen, einer unheimlichen Spezies tückisch-verschlagen-räuberisch-mächtiger Tiere durchaus diabolischen Einschlags? Der Erscheinung nach gewandt- agile Typen, verheißen sie in kurzen Ärmeln als die auserwählten Botschafter des Fortschritts und im Tonfall vorbildlicher Zukunftszuversicht „die schöne neue Welt” der technisch endlich wahrgemachten Wunscherfüllung. Sie „herrschen” nicht, o nein, sie sind „zu Diensten”, und lassen sie sich ‒ medial umflort ‒ zu uns herab, verkünden sie: „Fürchtet euch nicht, denn seht, wir sind wie ihr!”
Der Anspielung genug. Vielleicht sollte ich nur noch ergänzen, meiner Einschätzung nach ist dieser Tage in politics allem anderen voran am Platz, an den einen zu erinnern, der vom Staat als „dem kältesten aller kalten Ungeheuer” sprach: Friedrich Nietzsche. Daß wenig später Thomas Mann in seiner Spur die „Betrachtungen eines Unpolitischen” schrieb, soll allerdings in dieser Woche ausgespart bleiben, denn das wird unser Thema im Rahmen der Ultener Sommerakademie sein.
Damit zurück zur Annonce der Woche, der zum Ziel gesetzt ist, das Politische „zu denken”. Da ist vorderhand nötig, alle seminarphilosophische Gemütlichkeit beiseite zu schaffen: Wer über das Politische und den Staat nachdenkt, hat mit der schrecklichen Tatsache zu beginnen, daß keine Institution so viel Unrecht, Tod und Verderben über die Menschheit gebracht hat ‒ sei es im Namen „revolutionärer” oder „vaterländischer Kriege”, sei es im Namen und Auftrag der „Partei”, der „Klasse” oder des „Volkes”, ideologisch „im Namen der Freiheit” ‒ wie die Staaten. Auf Befehl staatlicher Organe wurden Menschenmassen in die Kanäle des Gulag geschwemmt, fliegen die Bombergeschwader, knattern die Geschütze und schlossen sich die Pforten der Folter- und Mordstätten hinter den Geschundenen. Wenn von „Terrorismus” die Rede ist, haben wir zuerst vom Staatsterrorismus zu sprechen.
So hat das Denken des Politischen im Sinne „rettender Kritik” jene fürchterliche Dialektik des modernen Staates zu bedenken, dessen Legitimation es ist, Schutz zu gewähren, dessen neuzeitlicher „Allmacht” die Menschen aber schutzlos ausgeliefert waren, wenn es die angebliche „Staaträson” verlangte.
Schließlich: „Legitimation” ‒ diese kapitale Vokabel, um die sich das Denken des Politischen gruppierte wie ums Allerheiligste ‒ seit es Heiliges nicht mehr gab. Womöglich ist dies die eigentliche Crux des Politischen seit den Tagen des Machiavell, mithin der Renaissance: Der Legitimation bedürftig, büßen die Staaten sie ein in den Spätphasen erodierender Demokratien. Dann schlägt die Stunde der Diktaturen, die den gordischen Knoten „lösen” ‒ mit dem Schwert. Zur Rechtfertigung wird ihnen, daß sie siegen.
So fällt am Ende der Staat zurück in den Naturzustand: Der Stärkste ist im Recht, indem er es ist, der sagt, was Recht ist und was nicht. Politische „Theologie” letzter Konsequenz: Gibt es den Gott nicht, ist es der, der sich erfolgreich als solcher behauptet. Napoleon hat es exemplarisch vorgemacht: Tod dem König, Tod dem Gottesgnadentum! Es lebe der Kaiser aus selbsterteilter Vollmacht!
Seither ist die Politik in der Tat unser Schicksal. Wo aber ist das Rettende, und sei es nichts als Zuflucht in der Not?
***
Diese Veranstaltung setzt den „Studienkurs Philosophische Praxis” fort, der in den zurückliegenden drei Jahren mit den bedeutenden Philosophen und ihrem Denken bekanntgemacht hat.
Nun werden nach und nach einzelne Großthemen der Philosophie vorgestellt, hier eröffnend die Philosophie des Politischen. Andere folgen, ebenfalls als Wochenveranstaltungen im „Haus der Philosophischen Praxis”.
Wie bisher im Studienkurs erhalten alle gemeldeten Teilnehmer vor Seminarbeginn Textauszüge als Arbeitsgrundlage.
Die Teilnahme steht allen Interessierten offen.
Alles Weitere - An- und Abreise, Unterbringung, zur Geschichte des Hauses, Kosten, das Anmeldeformular usw. finden Sie hier.
Und noch ein Hinweis:
Am sich anschließenden Sonntag, dem 29. Juni, wird in Tirol das dort als Volksbrauchtum hochgehaltene "Herz-Jesu-Fest" gefeiert, ein mit allerlei Sensationen verbundenes, auf ein frühes Gelöbnis zurückgehendes Ereignis, zu dem in der Nacht auf den Berggipfeln große und weithin sichtbare Feuer entfacht werden. Wer dies einmal miterleben möchte, mag seinen Aufenthalt noch ein wenig verlängern. Zum Fest einige Aufklärung findet sich hier und historisch verläßlicher hier
.
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Die Neuigkeit: Die „Meister-Klasse Philosophische Praxis”
Der zweijährige Meisterkurs
Alles Nähere dazu hier.
Das neue Buch ist erschienen: „Philosophie der Philosophischen Praxis”
Das Buch: „Zur Einführung der Philosophischen Praxis”
Meine Dissertation über Hegel
1981 in Gießen bei Odo Marquard zum Thema „›Selbstverwirklichung‹ oder ›Die Lust und die Notwendigkeit‹. Amplifikation eines Hegelschen Kapitels aus der ›Phänomenologie des Geistes‹” abgelegt, ist ab jetzt hier im pdf-Format

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