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Die Gesellschaft für Philosophische Praxis GPP lädt ein:
Eine Woche lang Frühling in Schloß Steinhöfel
Sonntag, 20. März, bis Freitag, den 25. März 2022
Dostojewski und Kierkegaard -
oder: die Wahrheit im Abseits
Dozent:
Dr. Gerd B. Achenbach
Die „Frühlingswoche in Schloß Steinhöfel” ‒ seit nunmehr zehn Jahren ein fester Programmteil im Jahreslauf der Gesellschaft für Philosophische Praxis GPP ‒, hat 2020 und 2021 nicht stattfinden können, und jeder weiß warum. In den Jahren zuvor hatten wir die großen, bedeutenden Namen der Philosophie, die herausragenden Ausnahmegestalten des weltbewegenden Denkens vorgestellt: Schopenhauer, Hegel, Kant, Sokrates, die Stoa, meinen Freund Montaigne, danach Rousseau, schließlich und zuletzt Carl Schmitt; das war 2019. Im Jahr darauf, 2020, sollte eine Reihe zu den höchsten, zugleich zentralen Begriffen der Philosophie beginnen, und der Auftakt dazu sollte der Frage nach der Wahrheit vorbehalten sein. Doch dann ... ‒ wie gesagt.
Jetzt starten wir einen zweiten Anlauf, der in einem eine Weise der Wiedergutmachung ist, insofern in der Reihe der unzweifelhaft „Größten” bisher der Däne fehlte, Søren Kierkegaard, ohne den die moderne Philosophie schlechthin nicht denkbar ist, dem sich also nicht nur der sogenannte „Existentialismus” verdankt ...
Ich werde übrigens für die jetzt ins Programm aufgenommene Woche im kommenden Frühling jenen leitenden Gesichtspunkt des Carl Schmitt aufnehmen, der uns zuletzt beschäftigt hatte. Hier ist er noch einmal:
Nach dieser Passage aus der „Politischen Theologie” zitierte Schmitt dann in seiner ihm eigenen kryptischen Manier „einen protestantischen Theologen, der bewiesen [habe], welcher vitalen Intensität die theologische Reflexion auch im 19. Jahrhundert” noch fähig gewesen sei, denn der habe gesagt (ich gebe hier die von Schmitt ohne Angabe der Quelle und des Autors angeführte Stelle in anderer, mich überzeugenderer Übersetzung wieder):
Darf ich einen Wink anfügen? Der listige Däne variiert mit dieser ihm offenbar entschieden wichtigen Stelle diskret eine der berühmtesten und anspruchsvollsten Wahrheits-Bestimmungen der Tradition, nämlich die Spinozas:
Die Wahrheit ist das Maß ihrer selbst und des Falschen.
So, und nun muß ich womöglich einem Dostojewski-Leser nicht mehr umständlich erläutern, was ich mir vorgenommen habe, wenn ich in bisher ganz und gar unüblicher Weise den außerordentlichen Russen einmal nicht dem Dostojewski-Verehrer Nietzsche zur Seite stelle ‒ schon gar nicht, wie tausendfach geschehen, der Psychoanalyse Freuds ‒, sondern dem Ausnahme-Denker Kierkegaard. Das wird ein „Doppelporträt” ergeben, bei dem vor allem und in erster Linie das tiefere Verständnis Dostojewskis vorbereitet werden soll, der in diesem Jahr anläßlich seines 200. Geburtstags so offenkundig den Belieferern der Feuilletons einige Probleme bereitet hat ...
Geradezu peinlich, was sich ZEIT, SPIEGEL, FAZ, als Gipfel des lächerlichen Unverstandes die FAS abgerungen haben! Nur die NZZ hat sich mit Ulrich M. Schmid die Stimme eines Berufenen gesichert, der Dostojewski „aus dem Giftschrank” holte, in den man ihn nach 1945 sicherheitshalber verschließen wollte ...
Im Mittelpunkt unserer Frühlings-Tage in dem reizvoll gelegenen Schloß Steinhöfel wird übrigens die weniger bekannte Erzählung
„Aufzeichnungen aus dem Abseits”
stehen (in der neuen Übersetzung von F.P. Ingold; häufiger übersetzt „Aufzeichnungen aus dem Kellerloch”), die uns tatsächlich jedoch so etwas wie den Schlüssel zum Verständnis seiner großen Romane in die Hand gibt, zu denen ebenfalls das eine und andere gesagt werden soll: also zu „Schuld und Sühne”, „Der Idiot”, „Die Dämonen” und „Die Brüder Karamasow”. Besonders gründlich werden wir uns zumal Iwans
„Legende vom Großinquisitor”
aus den „Brüdern Karamasow” ansehen, und der Däne Kierkegaard soll uns dabei Verständnishilfe leisten ...
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