Aktuelle Seiten-Auswahl:
Die Gesellschaft für Philosophische Praxis lädt ein
zur Sommer-Akademie im Ultental
Eine Woche im „Haus der Philosophischen Praxis”
der Villa Hartungen
„Philosophie – Urlaub – Literatur”
„Aus dem Leben eines Taugenichts”
Sommertage zur Philosophie der Faulenzerei,
zum Lobe des Müßiggangs,
sowie zur Feier romantischer Naturseligkeit
und frohgemuter Gotteszuversicht.
Samstag, 19. Juli, bis Samstag, 26. Juli 2025
Die Ankündigung der Sommer-Akademie bedarf freilich einer Erklärung. Standen nicht zunächst Thomas Manns „Betrachtungen eines Unpolitischen” auf dem Programm, gedacht als das vorzügliche Kontrastprogramm zum Thema der Studienkurs-Woche: „Das Politische philosophisch denken”?
Jawohl. Doch dann, im Verlauf der Vorbereitungen auf dieses Seminar, war es ausgerechnet Thomas Mann selbst und eine Passage aus seinen unpolitischen Betrachtungen zur „politisierten Welt”, die mir Mut machte, den ursprünglichen Programmplan umzuwerfen ‒ um ein nochmals stärkeres Reiz- und Kontrastmittel zur politischen Verhetzung, stupiden Partei-Rhetorik, Freund-Feind-Markierung und aufgeblasenen Weltretterattitüde aufzubieten. Und das ist ...? Die Eichendorffsche, hochromantische Erzählung Aus dem Leben eines Taugenichts.
Meinen Entschluß weiß ich nicht besser zu rechtfertigen als mit einigen Sätzen, die in Thomas Manns grandiosem Pamphlet das Kapitel „Von der Tugend” einleiten. Achtung! Spricht Thomas Mann in diesem Zusammenhang von „Tugend”, meint er nicht den ehrenvollen Begriff, mit dem wir in philosophischer Tradition die vollkommensten menschenmöglichen Vorzüglichkeiten preisen, sondern den politisierten Schlachtruf, wie er in der Französischen Revolution angestimmt wurde und dem terreur die Schubkraft verlieh ‒ also dem Gesinnungswahnsinn, der die Guillotine in Gang setzte und Abertausende Köpfe rollen ließ.
Hören wir also Thomas Mann: Angekündigt wird die ...
Betrachtung eines alten, deutschen ... Buches, das ... der politischen Tugend ... in einem wahrhaft liederlichen Grade enträt: nämlich so, daß es nicht nur nichts davon wissen will ..., sondern tatsächlich rein gar nichts davon weiß und sich also auf eine heute schlechthin verblüffende Weise im Stande politischer Unschuld und Ruchlosigkeit befindet: ich meine den ›Taugenichts‹, Joseph von Eichendorffs wundersam hoch und frei und lieblich erträumte Novelle, die wir alle in unserer Jugend gelesen haben, und von der uns allen all die Zeit her ein feiner Saitenschlag und Glockenklang im Herzen nachgeschwungen hat. ...
Der Roman ist nichts als Traum, Musik, Gehenlassen, ziehender Posthornklang, Fernweh, Heimweh, Leuchtkugelfall auf nächtlichen Park, törichte Seligkeit, so daß einem die Ohren klingen und der Kopf summt vor poetischer Verzauberung und Verwirrung. Aber er ist auch ... ein deutsch-romantisch gesehenes Künstler-Italien, fröhliche Schiffahrt einen schönen Fluß hinab, während die Abendsonne Wälder und Täler vergoldet und die Ufer von Waldhornklängen widerhallen, Sang vazierender Studenten, ... Gesundheit, Frische, Einfalt, Frauendienst, Humor, Drolligkeit, innige Lebenslust und eine stete Bereitschaft zum Liede, zum reinsten, erquickendsten, wunderschönsten Gesange ...
Und dann, wenig später zum Charakter des Taugenichts, der sei der folgende:
Seine Bedürfnisse schwanken zwischen völligstem Müßiggang, so daß ihm vor Faulheit die Knochen knacken, und einem vag-erwartungsvollen Vagabundentriebe ins Weite ... Er ist von der Familie der jüngsten Söhne und dummen Hänse des Märchens, von denen niemand etwas erwartet und die dann doch die Aufgabe lösen und die Prinzessin zur Frau bekommen. Das heißt, er ist ein Gotteskind, dem es der Herr im Schlafe gibt, und er weiß das auch.
Und um alles auf den reinsten Nenner zu bringen und das Ausgeführte kurz zu fassen:
Er ist Mensch, und er ist es so sehr, daß er überhaupt nichts außerdem sein will und kann: eben deshalb ist er der Taugenichts. Denn man ist selbstverständlich ein Taugenichts, wenn man nichts weiter prästiert, als eben ein Mensch zu sein.
Genug der Ankündigung, um Lust auf die Lektüre zu machen? Vielleicht eines noch: Ist der Taugenichts am Ende womöglich doch nicht nur der „poetische Anarchist und Tagträumer”, sondern eher noch „der Narr in Christo”, als den ihn Rüdiger Safranski ausgibt?
So oder so, ich rate, „dies in Gott vergnügte Büchlein” * nicht in der Stube hinterm Schreibtisch zu lesen, sondern draußen, irgendwo in frischer Luft am Waldrand oder auch in einer Lichtung auf einem Baumstumpf sitzend zu genießen.
Und damit zu unserer Sommer-Akademie, die ‒ passend zum Thema ‒ einmal deutlich anders verlaufen soll als die sonstigen Seminare im Ultental verliefen. Wir denken uns das so: Lädt das Wetter dazu ein, werden wir an den meisten Vormittagen zunächst einen kleinen Ausflug unternehmen, der uns mittags in eine Jausenstation oder Almhütte bringt, wo wir etwas essen. Und arbeiten ‒ wenn man denn die Beschäftigung mit diesem Werk „Arbeit” nennen soll ... ‒, arbeiten im Sinne von „Seminar” und „Akademie” werden wir am Nachmittag, was sich dann abends, nach dem Essen, in gemütlichen Runde fortsetzt. Und natürlich können wir auch arbeiten, falls das Wetter einmal nahelegt, im Haus zu bleiben.
Selbstverständlich wird es nicht nur um Eichendorffs Erzählung gehen, sondern wir werden uns auch einige seiner ‒ zu Recht hoch berühmten ‒ Gedichte ansehen, eventuell außerdem in ihrer Vertonung anhören. Und außerdem werden wir einiges an „Philosophischem” zum Thema kennenlernen. So das Büchlein von Manfred Koch „Faulheit. Eine schwierige Disziplin” und Bertrand Russells „Lob des Müßiggangs”.
* Das „in Gott vergnügte Büchlein” ist eine Wendung von Thomas Mann, der so freilich sein Spätwerk „Der Erwählte” betitelte. Es paßt aber so glänzend auf Eichendorffs „Taugenichts”, daß ich’s mir zu diesem Zweck ausgeliehen habe.
Alles Nähere, Ab- und Anreise, Kosten, Versorgung usw. siehe hier.
Der „Austragungsort”: Das „Haus der Philosophie”, die Villa Hartungen in Sankt Nikolaus / Ulten in Südtirol.Warenkorb
Die Neuigkeit: Die „Meister-Klasse Philosophische Praxis”
Der zweijährige Meisterkurs
Alles Nähere dazu hier.
Das neue Buch ist erschienen: „Philosophie der Philosophischen Praxis”
Das Buch: „Zur Einführung der Philosophischen Praxis”
Meine Dissertation über Hegel
1981 in Gießen bei Odo Marquard zum Thema „›Selbstverwirklichung‹ oder ›Die Lust und die Notwendigkeit‹. Amplifikation eines Hegelschen Kapitels aus der ›Phänomenologie des Geistes‹” abgelegt, ist ab jetzt hier im pdf-Format

Audio-CDs sortiert
Die Texte und Tonträger der Philosophischen Praxis ab sofort nach Themen und Namen sortiert! Stöbern Sie im Katalog.
Unsere Anschrift
„Haus der philosophischen Praxis”
Villa Hartungrn, sHartungen 64
I-39016 St. Nikolaus/Ulten
0049 170 3019945 und
0039 3773014402
post@gerd-achenbach.de und kontakt@laura-achenbach.eu.