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Die GPP e.V. hatte vom 9.-14. Oktober 2010 eingeladen zur zweiten
Herbst-Akademie - "Auf den Spuren Theodor Fontanes"
"Der Stechlin"
Eine Welt im Abendlicht
Zugleich ein Seminar am Ort des Geschehens
in den liebevoll renovierten "Märkischen Höfen" Netzeband.
Mit Besuchen
des Stechlin-Sees und des Örtchens „Globsow”,
der Fontane-Stadt Neuruppin ,
des Preußen-Sitzes „Schloß Rheinsberg”
sowie des „Brandenburg-Preußen-Museums”
in Wustrau/Altfriesack am Ruppiner See.
Gesamtleitung:
Dr. Gerd B. Achenbach
Hinweis: Besonders auf der oben angegebenen Seite zum Stechlin-See finden Sie höchst eindrucksvolle Fotos der Seenlandschaft, die wir besucht haben!
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Einige Bildeindrücke von goldenen Oktobertagen finden Sie hier in unserer kleinen Galerie:
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Und hier noch einmal zum Nachlesen die Ankündigung der Herbstakademie 2010 von Gerd B. Achenbach:
Der alte Dubslav in „Der Stechlin”:
Unanfechtbare Wahrheiten gibt es überhaupt nicht,
und wenn es welche gibt, so sind sie langweilig.
Wenige Monate nach dem Tod des Schriftstellers am 24. Sept. 1898 erscheint sein letzter Roman als weltliterarisches Vermächtnis, „Der Stechlin”: Eine Welt, in der alles schwebt, leicht und heiter wurde, in der die Hauptperson, Dubslav von Stechlin, das Kunststück vollbringt, altersweise Skepsis mit freundlich-gelassenster Nachsicht zu verbinden und den lieben Nächsten, die man nun einmal am Halse hat, auch noch ihre Widersprüche hingehen zu lassen. Man muß eben sehen, wie man mit ihnen durchkommt. Es ist eine Welt im Abendlicht. Und die Stimmung entsprechend: duldsam, amüsiert über die Schwächen, ohne welche die Mitmenschen nicht zu haben sind, und wohlwollend selbst dort, wo von einem Wohlgefallen am Lauf der Dinge keine Rede mehr sein kann.
Die Haltung, die sowohl den Autor als auch seinen Helden, den alten, gewitzten, dabei wahrhaft gütigen Dubslav auszeichnet, bringt am schönsten die junge Melusine (die großartigste Frauengestalt, die Fontane schuf; man bemerkt, sie ist seine letzte, späte Liebe ...) im Gespräch mit Pastor Lorenzen auf den Punkt:
Alles Alte, soweit es Anspruch darauf hat, sollen wir lieben, aber für das Neue sollen wir recht eigentlich leben. Und vor allem sollen wir, wie der Stechlin uns lehrt, den großen Zusammenhang der Dinge nicht vergessen. Sich abschließen, heißt sich einmauern, und sich einmauern ist Tod.
Ich bin bereit, mich beim Wort nehmen zu lassen: Diesen letzten Roman des soundso großartigen Fontane schätze ich nicht nur, ich liebe ihn, ja, wäre es statthaft, würde ich gestehen, ich sei verliebt in ihn. Und das geht nun schon seit Jahren so ...
Dabei: Was ist das nur für ein „Roman”? Fontane selbst hielt es für angebracht, seinen Verleger zu warnen:
Zum Schluß stirbt ein Alter und zwei Junge heiraten sich; – das ist so ziemlich alles, was auf 500 Seiten geschieht.
Natürlich ist das eine charmante Lüge – es geschieht unendlich vieles, und buchstäblich Vielsagendes, doch nur für die, die Augen dafür haben, nämlich für das Kleine und Unscheinbare, in dem sich Umfänglichstes meldet. Gleichwohl verrät diese Annonce, wie wenig sich der Autor um den herrschenden Publikumsgeschmack zu kümmern gedachte. Es entstand sein berühmtester „Zeitroman”, der „in artistischer Beziehung ... am weitesten über seine Epoche” hinausragt. (Thomas Mann)
Für diesen Zusammenhang mit der Welt im Ganzen steht der See, der „Stechlin”, von dem die Legende geht, er unterhalte eine rätselhafte Verbindung zur großen Weltbewegung, indem er Vulkanausbrüche und Erdbeben durch das Aufsteigen einer Fontäne anzeigt. Das ist Leitmotiv: Alles hängt irgendwie mit allem zusammen, und so ließ sich in jener kleinen märkischen Welt die große spiegeln mit ihren Brüchen und Verwerfungen, die Zukünftiges ankündigen.
Im Roman selbst heißt es dazu:
Im Norden der Grafschaft Ruppin, hart an der mecklenburgischen Grenze, zieht sich von dem Städtchen Gransee bis nach Rheinsberg hin (und noch darüber hinaus) eine mehrere Meilen lange Seenkette durch eine menschenarme, nur hie und da mit ein paar alten Dörfern, sonst aber ausschließlich mit Förstereien, Glas- und Teeröfen besetzte Waldung. Einer der Seen, die diese Seenkette bilden, heißt ,der Stechlin’. Zwischen flachen, nur an einer einzigen Stelle steil und quaiartig ansteigenden Ufern liegt er da, rundum von alten Buchen ein-gefaßt, deren Zweige, von ihrer eigenen Schwere nach unten gezogen, den See mit ihrer Spitze berühren. Hie und da wächst ein weniges von Schilf und Binsen auf, aber kein Kahn zieht seine Furchen, kein Vogel singt, und nur selten, daß ein Habicht drüber hinfliegt und seine Schatten auf die Spiegelfläche wirft. Alles still hier. Und doch, von Zeit zu Zeit wird es an eben dieser Stelle lebendig. Das ist, wenn es weit draußen in der Welt, sei's auf Island, sei's auf Java, zu rollen und zu grollen beginnt oder gar der Aschenregen der hawaiischen Vulkane bis weit auf die Südsee hinausgetrieben wird. Dann regt sich's auch hier, und ein Wasserstrahl springt auf und sinkt wieder in die Tiefe. Das wissen alle, die den Stechlin um-wohnen, und wenn sie davon sprechen, so setzen sie wohl auch hinzu: ,Das mit dem Wasserstrahl, das ist nur das Kleine, das beinah Alltägliche; wenn's aber draußen was Großes gibt, wie vor hundert Jahren in Lissabon, dann brodelt's hier nicht bloß und sprudelt und strudelt, dann steigt statt des Wasserstrahls ein roter Hahn auf und kräht laut in die Lande hinein.’ Das ist der Stechlin, der See Stechlin.
Ich wüßte kaum einen Roman - von den Werken Goethes oder Thomas Manns einmal abgesehen -, der so sehr das philosophische Nach- und Weiterdenken herausfordert, wie Fontanes „Stechlin”. Darum soll genau dies geschehen.
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Unser Tagungshotel, die Märkischen Höfe in Netzeband
Zu Gast waren wir in den liebevoll renovierten und modernisierten „Märkischen Höfen” in Netzeband. - Netzeband...? Nun, von dem kleinen Ort, der - vom jährlichen Sommer-Theater-Festival einmal abgesehen - kein Aufhebens von sich macht, ist inzwischen kaum noch Rühmenswertes zu berichten. Er liegt an der Bahnstrecke Berlin-Wittenberge und verfügt über eine eigene Bahnstation, von der aus dann die „Märkischen Höfe” in wenigen Minuten erreichbar sind.
Ehedem jedoch, zu den Zeiten des alten Fritz oder dessen soldatischen Vater, hieß Netzeband - so lesen wir in Fontanes „Wanderungen durch die Mark Brandenburg” - Freiheit. Zitat: „Netzeband war gleichbedeutend mit Freiheit. In vielen hundert, um nicht zu sagen tausend Herzen hat sich damals alles Denken und Wünschen um die Frage gedreht: werde ich Netzeband erreichen oder nicht? Und alles, was sich nur ersinnen ließ, um das Desertieren unmöglich zu machen, ward infolge davon angewandt.” Die Enklave Netzeband nämlich war der erste Ort hinter der Hoheitsgrenze Preußens, und wer es geschafft hatte, sich bis dahin durchzuschlagen, der konnte den verhaßten Soldatenrock ausziehen.
Wir waren allerdings nur sehr vermittelt des Ortes wegen dort: denn von hier aus erreichten wir bequem alle Stätten, die wir im Laufe der Tage besucht haben: den See, das Rheinsberger Schloß, Wustrau/Altfriedsack und natürlich Neuruppin.
Vor allem zeigte sich, daß die „Märkischen Höfe” - von einer Südtiroler Familie mit viel Geschick, Liebe und Engagement bewirtschaftet - für die Zwecke unserer Tagung vorzüglich geeignet sind. Die Atmosphäre im Haus ist gemütlich, ein feiner Geschmack hat alles einladend gestaltet, in der Küche sucht man die Südtiroler Finesse mit Märkischer Tradition zu verbinden, die Landschaft, zur der hinaus sich das hufeisenförmig angelegte Anwesen öffnet, bietet mit eigenem Badesee und Pferdekoppeln eine liebliche Aussicht, und für die Entspannung ist mit einer Sauna im Hause auch noch gesorgt.
Die Zimmer - von unterschiedlicher Größe - sind allesamt ansprechend gestaltet, gepflegt und mit eigenen Sanitäreinrichtungen ausgestattet.
Es lohnt sich, die ansprechende Internetseite des Hauses zu besuchen und sich dort umzuschauen.
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Näheres zum Ablauf der Herbstakademie, zu den Kosten, und zur Anreise finden Sie hier!
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Die Neuigkeit: Die „Meister-Klasse Philosophische Praxis”
Der zweijährige Meisterkurs
Alles Nähere dazu hier.
Das neue Buch ist erschienen: „Philosophie der Philosophischen Praxis”
Das Buch: „Zur Einführung der Philosophischen Praxis”
Meine Dissertation über Hegel
1981 in Gießen bei Odo Marquard zum Thema „›Selbstverwirklichung‹ oder ›Die Lust und die Notwendigkeit‹. Amplifikation eines Hegelschen Kapitels aus der ›Phänomenologie des Geistes‹” abgelegt, ist ab jetzt hier im pdf-Format nachzulesen.
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