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Das „Philosophisch-literarische Neujahrs-Wochenende”
im „Haus der Philosophischen Praxis” In Bergisch Gladbach/Paffrath

Unser Thema:

Die fabelhafte Welt des Salman Rushdie
Er ist ein gerissener Mythologe, begnadeter Phantast, Gottesschalk und Teufelskerl, ein humoristischer Wanderer zwischen Zeiten und Kulturen, ein wahrhafter Routinier im Sonderfach „Schriftstellerei”, ein störrischer Störenfried, Skandalmacher, ein Ärgernis, und obendrein ein manchmal humanistisch glättend-ausgleichender Essayist: Salman Rushdie.

Der Termin:

Freitag, 12. Jan. 2024, 17:00 Uhr, bis Sonntag, 14. Jan., mittags.


Das Vorhaben

Selbstverständlich werden wir uns auch mit den „Satanischen Versen” beschäftigen, dem Skandal-Buch, das den seinerzeit obersten Führer des Iran, Ruhollah Chomeini - mit komischer Verspätung übrigens - bewegte, 1989 die „Fatwa” über den Schriftsteller zu verhängen und ihn so ‒ wenn auch wider Willen ‒ mit der Glorie unsterblichen Ruhmes auszustatten.

Wohl brachte das Buch seinem Autor bitteren Tadel ein, zugleich aber tapfere Solidaritätsbekundungen der moralisch Aufrechten, also viel Sympathie und Mitgefühl und zuletzt seinem Werk nun auch noch den „Friedenspreis des Deutschen Buchhandels” mit der herzlichsten Freundschaftsbekundung seines Laudators Daniel Kehlmann obendrein.

Wir werden uns Kehlmanns Lob wie Rushdies feinsinnige Dankesrede anläßlich der Entgegennahme des Preises, die aufs Schönste sein ‒ höchst eigenwilliges ‒ Verständnis von Literatur vorführt, genau ansehen.

Noch genauer übrigens die andere Dank-Abstattung, die Rushdie 2014 beim Empfang des Hans-Christian-Andersen-Preises vortrug: Eine tiefsinnige Rechtfertigung seines Romane-Schreibens, das dezidiert „nicht moralisch” verstanden werden könne (solle, dürfe) und in dem keineswegs in jenem Fall „das Gute siegt”. Denn er stehe in der „Erzähltradition der Mythen, Legenden, Fabeln und Märchen”.
                        Darum: Die fabelhafte Welt des Salman Rushdie.

Dazu werden uns Essays des Dichters beschäftigen, unter dem Titel „Sprachen der Wahrheit. Texte 2003 - 2020” veröffentlicht und mit so einladenden Überschriften versehen wie „Wahrheit”, „Heraklit”, „Mut” und „Der Freiheitsinstinkt”.

Alles sonstige, Kosten, An- und Abfahrt, was es zu essen gibt, wo wir untergebracht sind usw., auch: was sich nach Abschluß des Seminars (ggf. gemeinsam) unternehmen ließe, hier.

Und den Anmeldeschein finden Sie hier .

Seit vielen Jahren nun schon ‒ die Einrichtung verdient inzwischen den Ehrentitel einer Tradition ... ‒ veranstalte ich für die Gesellschaft für Philosophische Praxis GPP jeweils zum Auftakt des Neuen Jahres das „Philosophisch-literarische Wochenende”, das bisher immer einem Gegenwartsautor gewidmet war, der nicht nur als Schriftsteller, sondern von gleichem Rang als Essayist beziehungsweise „Denker” unsere Beachtung verdient.
Diesem Profil entsprachen in den Jahren zuvor:
      Botho Strauß (2015), Bernhard Schlink (2016),
      Navid Kermani (2017), Martin Mosebach (2018),
      Martin Walser (2019), Michel Houellebecq (2020)
      und Daniel Kehlmann (2022).
2023 freilich erlaubten wir uns aus der bisherigen Spur auszuscheren, indem wir Thomas Mann und die Deutschen aufs Programm setzten ‒ was die besondere, alles lediglich Aktuelle überbietende Gegenwärtigkeit dieses letzten wirklich Großen sicherlich rechtfertigte.
Doch nunmehr kehren wir ins verlassene Gleis zurück und stellen mit Salman Rushdie wiederum einen unzweifelhaften Gegenwartsautor vor.
Und auch er schreibt nicht nur Romane ‒ viele, sehr viele, umfangreiche obendrein ... ‒, sondern bei allerlei Gelegenheiten äußert er sich ebenso als Denker und Essayist, sagen wir: als nachdenklicher Zeitgenosse.
Wobei ‒ in einer nicht unerheblichen Hinsicht unterscheidet sich Rushdie auch von den vorangegangenen Autoren: Waren sie allesamt und ausnahmslos entschieden „Unzeitgemäße”, ist Rushdie, wie wir sehen werden, eher einer, der sich so recht in die Zeitläufe fügt, wenn auch nicht umstandslos oder geradewegs als reinweg Angepaßter.
Dennoch: Er schwimmt auf den Wogen, was bekanntlich minderen Tiefgang voraussetzt, dafür Applaus einträgt.
Womöglich zeigt sich seine Zeitgenossenschaft nirgends deutlicher als dort, wo er auf die Religionen zu sprechen kommt ‒ und er kommt gern und oft auf sie zu sprechen, wie er sich für sein schriftstellerisches Werk auch reichlich im Fundus ihrer Überlieferungen bedient ...
Jedenfalls ‒ um soviel vorab zu gestehen ‒: Rushdie ist eine echte Herausforderung für mich, wie man sich denken wird. Ich stelle mich ihr.
 




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