Robert Spaemanns "Gottesbeweis" - oder: Vernunft und Glaube (71:17 Min.)
In der ZEIT vom Tage: "Warum glauben wir?" - ein symptomatischer Bericht im "Ressort Wissen" von den Wissenschaften, die den Glauben untersuchen. (Track 1)
- Inwiefern Wissenschaften nur Ursachen, nicht Gründe untersuchen.
- Was den Wissenschaften als "Glaube" gilt.
- Daß die Meldungen aus dem Reich der Wissenschaften inzwischen naiv erscheinen und entsprechend nicht mehr ernstgenommen werden
- Die wissenschaftlichen "Entdeckungen" entsprechen verbreitet der Behauptung, die Geburtenrate gehe zurück, weil nachweisbar die Zahl der Störche zurückgehe.
- Evolutionsbiologische Spekulationen: die "Vorteile" der Religiosität.
- Religionspsychologische Befangenheiten.
- Erste Differenzierungen des Glaubens selbst in einer religionsmedizinischen Forschung zur "Rolle der Religiosität bei der Bewältigung von Brustkrebs".
- Der nüchterne, aufgeklärte Geist ist gegenwärtig eher im Denken eines Theologen präsent, so bei Bischof Wolfgang Huber.
- Tocqueville: "Die Tyrannei kommt ohne Glauben aus, die Freiheit nicht."
Differenz evangelischer und katholischer Stellung zur Tradition der Gottesbeweise. (Track 2)
- Die Stelle, die bei den Protestanten "das Wort" einnimmt, hat bei den Katholiken "die Vernunft" inne.
- Gefahren der Vernunft-Verachtung, wenn der Glaube radikalisiert wird.
- "Ist die Vernunft mitgetauft?" (Odo Marquard)
Robert Spaemanns Vortrag "Gottesbeweis. Warum wir, wenn es Gott nicht gibt, überhaupt nichts denken können" (Vorbereitendes) (Track 3-7)
- Das allgegenwärtige "Gerücht von Gott" (und Anklang an den "historischen" bzw. "ethnologischen Gottesbeweis").
- Die Frage der Gottesbeweise: Entspricht diesem Gerücht eine Realität?
- Haben wir wirklich, wie Kant glaubte, "ein fehlerfreies Ideal von einem höchsten Wesen"?
- Zweierlei abschlägige Beantwortungen der Gottesbeweis-Frage: die atheistische, die skeptische, die agnostische zuerst - die zwar falsch, aber respektabel seien -, und die verbreitet gegenwärtige der Ignoranten und Laxen - die keinen Respekt verdiene.
- In welcher Weise der Glaube eigentlich eine Haltung des Dankes ist. (Eucharistia = Dank)
- Spaemanns Plädoyer für die Beachtung der "Beweislast-Verteilungsregel" als Folge der Erfahrungen mit den "68ern".
- Inwiefern eine Erfahrung, die einer machte, mehr sagt als eine Erfahrung, die einer nicht machte.
- Die Vernunft als das religiöse Vermögen des Menschen.
- Das Vermögen der Vernunft an einem Beispiel erläutert.
- An Gott zu glauben, heißt: Nicht Gott ist unsere Idee, wir sind seine Idee. (Der Anti-Feuerbach!)
- Keiner hat durch einen Gottesbeweis zu Gott gefunden.
- Pascal: Was wir suchen, haben wir gewissermaßen schon gefunden.
- Inwiefern die Gottesbeweise "Beweise ad hominem" sind und Voraussetzungen machen.
- Einiges zum klassischen ("ontologischen") Gottesbeweis des Anselm von Canterbury.
- Einiges zum "teleologischen" Gottesbeweis, wie ihn u. a. Thomas von Aquin vertrat; und zu seiner Aktualität.
- Kants Einwände gegen die Gottesbeweise.
- Kants indirekter, "deontologischer Gottesbeweis" als Ausdruck des Glaubens an die Sittlichkeit.
- Die radikalste Infragestellung aller Gottesbeweise hat Nietzsche vorgetragen.
- Foucaults "Übersetzung" der These Nietzsches: "Wir dürfen nicht meinen, daß die Welt uns ein lesbares Gesicht zuwendet."
- Mit dem Zweifel an der Wahrheitsfähigkeit des Menschen fallen Gottesbeweise dahin.
- Nietzsches Antwort auf den Verlust der Wahrheit - die allerdings "bei den Menschen" noch nicht angekommen ist.
- Was wir anstelle dessen haben, ist der "banale Nihilismus", den Nietzsche als die Gefahr heraufkommen sah.
- Zur Aktualität des Begriffs der "Gottesebenbildlichkeit", der auch im Gespräch Ratzinger-Habermas im Zentrum stand.
- Für Spaemann bewährt sich diese "Gottesebenbildlichkeit" in der menschlichen Wahrheitsfähigkeit.
- Das Problem der Wissenschaften, die das Wissen selbst "erklären": sie bestreiten ihre eigene Wahrheit.
Spaemanns Vorschlag zu einem neuen "Gottesbeweis" (Track 8)
- Ein "Deus ex grammatica"?
- Das "futurum exactum" und seine Bedeutung.
- "Das Gegenwärtige bleibt als Vergangenheit des künftig Gegenwärtigen immer wirklich."
- Was aber, wenn einmal "alles" - unsere Erde - nicht mehr sein wird?
- Ist der Satz: "In ferner Zukunft wird es nicht mehr wahr sein, daß wir heute abend hier zusammen waren" Unsinn? Zumindest können wir diesen Satz nicht denken.
- Spaemanns Postulat eines "absoluten Bewußtseins".
- Das bedeutet: "Kein Wort wird einmal ungesprochen sein, kein Schmerz unerlitten, keine Freude unerlebt. Wenn es Wirklichkeit gibt, dann ist das Futurum exactum unausweichlich, und mit ihm das Postulat des wirklichen Gottes."
- Die christliche Korrektur einer fatalen Überlieferung zum Schluß: "Geschehenes kann verziehen, es kann nicht ungeschehen gemacht werden." Ein Wink für eine andere "Erinnerungskultur...