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Ein weiteres Wochenende der Reihe „Philosophie und Wirtschaft”.
     Der Termin: 22.- 24. November.
     Beginn: Freitag, 18:00 Uhr mit einem kleinen gemeinsamen Abendessen. Danach der dazugehörige Freitag-Vortrag (siehe dort), danach arbeiten wir am Samstag und am Sonntag Vormittag.
     Ende: Am Sonntag gegen Mittag.

Das Thema:

     „The invisible hand” ‒ oder:
     Der Nukleus des Wirtschaftslebens,
     das Gravitationszentrum des ökonomischen Weltbilds


Gewöhnlich dem schottischen Moralphilosophen und, in Personalunion, Gründer der modernen Nationalökonomie Adam Smith zugeschrieben, der die Metapher von der „invisible hand” tatsächlich in seinem Hauptwerk „Der Wohlstand der Nationen” übernahm (im 2. Kapitel des 4. Buches, das Sprachbild war freilich bereits in theologischen Kontexten geläufig), wurde die Redewendung im heute geläufigen Sinn als Fundamental-Theorem, wenn nicht als „Schlüsselattitüde” ökonomischer Weltinterpretation erst durch den späteren Wirtschafts-Nobelpreisträger Paul A. Samuelson und dessen klassisches Werk „Economics” (1948, 19. Aufl. 2009) inauguriert.

Nun tut der in der Wirtschaft praktisch engagierte Philosoph gut daran, sich über die Angel, in der das ökonomische Denken hängt und sich dreht, Rechenschaft zu geben, weshalb wir uns an diesem Wochenende darum bemühen wollen. Es läßt sich nämlich nur mit Mühe übersehen, in welchem Ausmaß seit geraumer Zeit in weiten, öffentlich belangvollen Kreisen ein Mißbehagen am wirtschaftlichen Selbstverständnis sich ausbreitet. Um ein einziges beliebiges, allerdings aktuelles (nämlich der heutigen Tageszeitung entnommenes) Beispiel dafür ins Feld zu führen, hier aus dem Artikel „»Kälte des Markts« in Holland” im Wirtschaftsteil der FAZ, einem bekanntlich wirtschafts-wohlgesonnenen Medium:

... sogar rechtsliberale und konservative Politiker zweifeln [inzwischen] am Verantwortungsbewusstsein von Großunternehmen. ... Mehr noch: Allgemein sorgen sich Politiker auch in den [holländischen] Koalitionsparteien um die Akzeptanz des Wirtschaftssystems. Von überschießendem Neoliberalismus sprechen sie und einem kalten Markt.

Der Artikel schließt mit einem Zitat des Fraktionsvorsitzenden des Christdemokratischen Appells (CDA), Pieter Heerma, der zu den an sich freundlichen Wirtschaftsdaten kommentierend ausgeführt habe:

„Der Schein trügt“, sagte Heerma. „Hinter den schönen Zahlen schlummert wachsendes Unbehagen.“ Viele Bürger gingen leer aus. Heerma sprach von einer „Kälte des Markts“; neoliberales Denken trage zu einer Erosion des gesellschaftlichen Zusammenhalts bei. Er sieht breiten Konsens im Parlament: „Ich glaube, dass sich noch nie in diesem Haus so viele Parteien verabschiedet haben von ins Kraut geschossenem Individualismus und zu viel Neoliberalismus und Macht des Markts.“

Dies wie gesagt nur als kleiner Beleg für eine offensichtlich kippende Einschätzung des wirtschaftlichen „Gesamtsystems”, und ich füge hinzu: Die Verantwortlichen in den Unternehmen sind gut beraten, wenn sie sich von solcher Skepsis und Kritik nicht überrollen lassen, sondern wenn sie die Ersten sind, die sich der Folgen solchen Einstellungswandels für ihr eigenes Haus bewußt werden. Kritik nicht zur Kenntnis nehmen zu wollen, arbeitet den Angreifern zu und sie gewinnen am Ende womöglich vulgär-revolutionäre Durchschlagskraft.

Doch zum Programm unseres Wochenendes:

Wir werden uns nicht nur die einschlägigen Passagen in den gewöhnlich zitierten Referenzwerken ansehen ‒ wie die Passage bei Adam Smith, und natürlich die „Bienenfabel” von Bernard Mandeville ‒, sondern nicht zuletzt den genialen Text von Karl Marx „Zur Judenfrage”, in dem er mit visionärer Urteilssicherheit die theologischen Wurzeln des ökonomischen Weltbildes freilegt. Übrigens: Wer dazu aufgelegt ist, mag sich im Anschluß an den Marx-Text die Erweiterungen und Schlußfolgerungen ansehen, die ich mir anläßlich der Bieler Philosophie-Tage 2007 in meinem Vortrag „Die Wirtschaft geht zum Teufel” erlaubt habe. (Wer interessiert ist, soll sich melden, dem schicke ich den Text zu.)

Wir werden uns aber auch mit Gedanken von Friedrich August von Hayek, dem Großmeister des Wirtschaftsliberalismus, befassen. Und außerdem einige Kritiker des einseitigen Wirtschaftsdenkens kennenlernen ‒ allen voran Hegel, der schon in der Jenenser Realphilosophie, später aber zumal in seiner Rechtsphilosophie (u. a. § 243) die Notwendigkeit erkannte und begründete, wirtschaftliches Denken durch staatliche Sittlichkeit in Grenzen zu halten, was bekanntlich das erfolgreiche Konzept des „rheinischen Kapitalismus” war, der nicht den Verheißungen eines (angeblich) „freien Marktes” Glauben schenkte, sondern sich auf Grundsätze der sogenannten „katholischen Soziallehre” berief.

Hier zum Schluß als Anregung zwei Zitate:

In einem anregenden Artikel unter dem Titel „Europa, wir brauchen dich” (DIE ZEIT 24/2005) äußerte sich der Allround-Kritiker Jeremy Rifkin wie folgt:

Smith glaubte, eine »unsichtbare Hand« regiere den Markt und garantiere, dass letztlich jeder von ihm profitiert, wenn man nur die Marktmechanismen nicht stört. Neokonservative Ökonomen und Politiker glauben das noch immer. [Richtiger, wie ich schon erwähnte: Überhaupt erst die neokonservativen Ökonomen ...]
In Wirklichkeit hat sich herausgestellt, dass von der unsichtbaren Hand tatsächlich nichts zu sehen ist. Überlässt man den entfesselten Markt seiner eigenen, inneren Logik, führt er nicht zu einem größeren Stück vom wirtschaftlichen Kuchen für alle, sondern zu einem Ausscheidungsspiel, bei dem am Ende der Sieger alles einsteckt. Wie sonst sollten wir die Tatsache erklären, dass Amerikas ungezügeltes Marktmodell zu einer dramatischen Ausweitung der Kluft zwischen Reich und Arm geführt hat und diese Entwicklung auch noch direkt proportional zur Lockerung der externen Kontrollen über die Wirtschaftspraktiken verlief?

Und in der F.A.Z. vom 04.10.2012 schrieb unter der Überschrift „Gier und Geiz” Adolf Muschg:

Der Kalte Krieg hatte einen umfassenden Gewinner, den wir lange nicht bemerkt haben, weil wir seine Komplizen waren, bevor wir seine Geiseln wurden: Es ist der globalisierte Markt, dessen Herrschaft solider fundiert ist als jedes politische System: nämlich auf jener Grundeigenschaft des Menschen, die im alten Todsündenkatalog noch unter dem Doppelnamen luxuria und avaritia figuriert: Gier und Geiz. Seit Adam Smith gerade im natürlichen Egoismus die unsichtbare Hand Gottes am Werk gesehen hatte, durfte sich die Marktherrschaft ihrerseits als Freiheit verkleiden. Eigentlich lebt sie von einer Tautologie: Was gewinnt, ist ein Gewinn. Jeder und jede will gewinnen. Da weder Religion noch Sittengesetz mehr verbindlich vorgeben, was als Gewinn zu betrachten ist und was nicht, hat der monetär messbare keine natürlichen Feinde mehr – außer dem Neid.

Für den Philosophen, der in der Wirtschaft beratend tätig ist, stellt sich die Frage, wie über die Beschränkungen des marktkonformen Denkens hinauszukommen sei und welche Horizonte, die den Eingeschlossenen bislang dunkel blieben, eröffnet werden können.

Interessenten, die sich angemeldet haben, erhalten die Texte als Arbeitsgrundlage in digitaler Fassung.

Alles weitere (Kosten, Anmeldung usw.) findet sich hier.


 




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