Philosophische Praxis Gerd B. Achenbach [www.achenbach-pp.de]
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4. Treffen [Philosophische Praxis Gerd B. Achenbach] || nach oben springen || Startseite Achenbach-PP.de

Das Programm für den 4. Block



im Rahmen des Weiterbildungsprogramms zur Philosophischen Praxis vom 5. 11. (Anreise abends) bis 12. 11. im „Filipinum” http://www.filipinum.it. 

Sonntag abends (5. November) Ankunft in Meran und im „Filipinum” (Meran, Parinistr. 3; die Anreisebeschreibung findet sich auf der Homepage des Hauses s.o.).
Die Veranstaltung endete am Sonntag, den 12. Nov., nach dem Mittagessen.

Der zeitliche Rahmen (wie in der Woche in Hütten):

vormittags ca.
                 9:30 Uhr bis 11:00 Uhr
                 und
                 11:30 Uhr bis 13:00 Uhr

nachmittags ca.
                 14:30 Uhr bis 16:00 Uhr
                 und
                 16:30 Uhr bis 18:00 Uhr
                 und manchmal auch bis kurz vor sieben, also bis zum Abendessen ...


Die Abende wurden zu unterschiedlichen Vervollständigungen und Ergänzungen genutzt (gemeinsam Filme sehen, die das Programm der Tage ergänzen, einige Übungen in philosophischer Gesprächskultur, Zeit zum Gespräch der Teilnehmer untereinander).

Soweit der zeitliche Rahmen.

Doch jetzt zu den Inhalten, auf die es ja vor allem ankommt.

Was in dieser Woche im Zentrum stand, waren philosophische „Vermächtnisse”, die gewöhnlich in der akademischen Philosophie eher wenig beachtet werden. Nämlich eben nicht die „großen” und „grundlegenden Werke”, sondern die entschieden persönlichen Überlieferungen und Texte einerseits – wie Autobiographien, Tagebücher und Briefe beispielsweise –, und andererseits Literatur, die von der strengeren Philosophie und ihren Vertretern in der Regel schon mal gar nicht ernstgenommen wurde - von Ausnahmen abgesehen. So sind zum Beispiel die intelligenten Prosastücke des Johann Peter Hebel aus dem sogenannten „Rheinischen Hausfreund”, die uns Hugo Sattler vorstellte, Vorzugslektüre nicht nur von Heidegger und Bloch gewesen, sondern auch von Gadamer und heute von Sloterdijk. Wir nahmen die Beschäftigung mit Hebels lakonischer Erzählkunst zugleich zum Anlaß, um über die Stellung des Erzählens und der Geschichten in der Beratung nachzudenken.
Was dann zwanglos überleitete zum Referat von Marion Brück, die uns – u. a. unterstützt von einigen veröffentlichten und auch nicht veröffentlichten Texten von mir – das gigantische Erzählwerk „Aus tausendundeiner Nacht” als eine subtile Form Philosophischer Praxis erläuterte. Besondere Beachtung fanden dabei die Rahmengeschichte, die Folge der ersten Erzählungen und dann vor allem die letzte, sehr umfangreiche Erzählung.
Dorothea Höck machte uns mit Augustinus’ „Confessiones” bekannt. Man wird zwar nicht sagen können, dabei handele es sich um ein im akademischen Betrieb unbeachtetes oder gar übersehenes Werk ... - natürlich nicht. Und doch suchten wir (als philosophische Praktiker) in der sich anschließenden Diskussion nach Perspektiven, diesen „Klassiker” mit anderen, mit besonderen Augen zu lesen. So stellte uns Augustinus im Grunde vor eine abgründige Frage: Machen wir uns womöglich etwas vor, wenn wir uns von den Stoikern auf die Wege der lebensführenden Vernunft und die Nachhilfe durch Übungen (Askese) locken ließen? War nicht die gesamte hellenistische Philosophie der „Lebensform” (oder „Lebenskönnerschaft”, wie ich es gern nenne) eine Art charmanten Selbstbetrugs?
Mit diesem sonderbaren Heiligen, diesem Augustinus, ist so etwas wie eine geistige Wasserscheide in die Welt gezogen worden.
Dies zeigte sich für uns im weiteren Verlauf des Seminars, als wir einige Fortsetzungen und späte Antworten auf seine Confessiones kennenlernten, nämlich zum einen die „Bekenntnisse” Jean-Jacques Rousseaus, die uns Miriam Musica vorstellte und zum anderen die Essays des Montaigne . Montaigne hat immerhin einmal von sich und seiner philosophischen Schriftstellerei gesagt: Das einzige Kunstwerk, auf das es ankomme, sei „richtig zu leben”. Und nur einen einzigen „Gegenstand” habe er, den er sein Leben lang studiert habe: und das sei er selbst.
Von hier aus lag es auf dem Weg, einige Blicke auf Karl Philipp Moritz und seine „Erfahrungsseelenkunde” zu werfen. Sylvia Kramer berichtete uns von ihren Begegnungen mit dem Autor des „Anton Reiser” (einem „psychologischen Roman”, wie er untertitelt wurde) und seinem „gnôthi sauton” betitelten „Magazin zur Erfahrungsseelenkunde als ein Lesebuch für Gelehrte und Ungelehrte” . Und es schloß sich für uns die Frage (u. a.) an, was von einer Menschenkenntnis zu halten ist (und inwiefern sie womöglich unverzichtbar für die Philosophische Praxis sein könnte), die wohl auf dem Weg zur Wissenschaft ist, sich aber noch nicht als Wissenschaft wirklich etabliert hat.
Zur Ergänzung wies ich meinerseits auf das sonderbare Buch des Biologen Carl von Linné hin (das ist der Mensch, dem wir die noch heute gültige binäre Nomenklatur zur Klassifizierung der Pflanzen- und Tierarten verdanken), das er zur Belehrung für seinen Sohn geschrieben hat: „Nemesis Divina” (herausgegeben vonn Wolf Lepenies und Lars Gustafsson).
Zu den Briefen, wie angekündigt. Einerseits berichtete Frederik Schlenk von einem „Fall”, der mit dem Namen Kants verbunden ist. Eine Verehrerin des Königsbergers hatte sich in ihrer Seelennot an den „großen Meister” gewandt, und Kant hat ihr – leider mit verhängnisvollem Ausgang – brieflich geraten. Uns beschäftigte, was da von dem „großen Meister” (der er zweifellos war) mit tragischer Konsequenz übersehen wurde. Der Fall zeigte übrigens eindrucksvoll, daß selbst akademisch höchstrangige Philosophie noch nicht hinreichend auf die Anforderungen vorbereitet ist, wie sie dem Philosophen in der Philosophischen Praxis begegnen.
(Zur Ergänzung sehen wir uns einen berühmten Kondolenzbrief Kants einmal genau an.)
Als Gegenstück zu den Beratungsversuchen Kants stellte Tim Prell Briefe Hermann Hesses vor, der sich zum Teil nicht scheute, Menschen, die sich an ihn wandten, brieflich zu beraten.
Sebastian Hilgart las in den Tagebüchern Sören Kierkegaards . Was es heißt, ein Leben existentiell zu reflektieren, aufmerksam auf sich zu sein, das läßt sich hier lernen, wie wir sehen konnten.
Und da die philosophische Autobiographie Thema war in dieser Woche, berichtete Carsten Passin von seiner Lektüre des sogenannten „Nachrufs auf Ludwig Marcuse” (den Ludwig Marcuse selbst zu Lebzeiten verfaßte).

Wie immer ging es darum, nicht nur in seminarphilosophisch üblicher Manier Referate zu konsumieren, sondern stets war es unser Fokus, die vorgestellten Überlegungen mit den Erfahrungen in der Philosophischen Praxis zusammenzubringen und mit Geschichten aus der Praxis zu verknüpfen. Also wurden auch hier wieder „Fall”-Darstellungen eingefügt. Eine der vielen Fragen, die sich ergaben, war diese: Ist vielleicht ein Leben erst dann „in Form und Fassung”, wenn es die Gestalt einer Erzählung angenommen hat? Oder wenn es „erzählenswert” ist im besten Sinn? Wenn wir zum Autor unseres Lebens geworden sind, der es versteht, allem die sinnvolle Stelle im ganzen des gelebten Lebens zuzuweisen?
Schließlich setzte ich die Reihe "Ordnungen der Philosophischen Praxis" fort.

Zusatz nach der Veranstaltung:

Inzwischen wissen wir ja, daß das November-Wetter (wie fast immer im November in Meran) schlechthin vorzüglich war und nahezu ununterbrochen die Sonne von einem klaren Himmel herab schien. Und der Ausflug von dem Muthöfen auf dem Felsenweg hinüber zur Leiteralm war entsprechend herrlich, da mit der denkbar besten Fernsicht belohnt.
Zum Programm: Ich habe am Sonntag, dem letzten Tag, ein sehr ausführliches Beratungs-Protokoll vorgetragen, das ich vorhabe, in Reinschrift zu bringen, so daß auch die drei Teilnehmer, die diesen Teil verpassen mußten, ihn wenigstens nachlesen können.
 




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