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Sonntag, 2. Juli, bis Sonntag, 9. Juli 2017

Die Villa Hartungen
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Die Villa Hartungen

Thomas Mann: Doktor Faustus



mit Dr. Gerd B. Achenbach

Eine Veranstaltung in der "Villa Hartungen".



„Eines mag diese Geschichte uns zu Gemüte führen:
daß es nicht zwei Deutschland gibt, ein böses und ein gutes,
sondern nur eines, dem sein Bestes durch Teufelslist
zum Bösen ausschlug.
Das böse Deutschland, das ist das fehlgegangene gute,
das gute im Unglück, in Schuld und Untergang.”

     
(Thomas Mann)

Thomas Mann 1937. Quelle: WikipediaThomas Mann 1937. Quelle: Wikipedia

„Das Leben des deutschen Tonsetzers Adrian Leverkühn, erzählt von einem Freunde” – lautet der Untertitel dieses faszinierenden, vielleicht bedeutendsten, sicherlich tiefsten und zweifellos „unheimlichsten” aller Thomas Mann-Romane, den der Autor am 23. Mai 1943 in seinem kalifornischen Exil zu schreiben begann und im Winter 46/47 abschloß.

Es handele sich, so der Autor, um den Roman seiner Epoche, „verkleidet in die Geschichte eines hoch-prekären und sündigen Künstlerlebens”. Ein historischer Roman grandiosen Ausmaßes ist es geworden, ein „Wunderwerk der deutschen Literatur” (L. Marcuse). Das Buch ist beispiellos.

Eine kaum auszumessende Fülle ausschlaggebender, wegbereitender Geister - von Dürer über Nietzsche, Mahler und nicht zuletzt Thomas Mann selbst - ist hier in einer exemplarischen Gestalt, der des Komponisten Adrian Leverkühn, konzentriert und auf die eigenwilligste Weise mit liebevollem Entsetzen und banger Anteilnahme ausgelegt worden.

Zugleich ist der „deutscheste aller Mythen” – die Geschichte der faustischen Teufelsverschreibung und dämonischen Übereignung – zur großartigen Klammer der Ereignisse gewählt, die fiktiverweise und „zur notwendigen Durchheiterung des Ganzen” von dem bürgerlich-grundehrlichen Studienrat und Humanisten Serenus Zeitblom der Nachwelt überliefert werden: „... und der Teufel kommt auch selber vor”. (Thomas Mann)

Vor allem aber hat der Roman „die deutsche Tragik und Dämonie zum mehr oder weniger geheimen Gegenstand” (Mann an Marck), gehört „das Deutsche, das unselig dämonisch und tragisch Deutsche, zur Grund-Conception des Buches” (an Agnes Meyer), ist es der „Roman des deutschen Unglücks” (an Kaufmann).

Es ist dieses in seiner Art unvergleichliche Unterfangen, ein „Deutschland-Buch” zu schreiben – wie Reich-Ranicki es nannte –, was den Roman für uns heute zu einer höchst nötigen, beinahe dringlichen Lektüre macht: verlaufen doch die schärfsten Fronten wechselseitiger Gesinnungsanfeindung inzwischen dort, wo die einen ein untilgbares Schuldbewußtsein als Staatsräson festschreiben möchten, während andere sich dieser „Fesseln” gern entledigten. Fest steht: Die Vergangenheit der Deutschen kommt nicht zur Ruhe.

Schließlich könnte man das Werk „wohl einen Nietzsche-Roman nennen” (Mann). Diese Seite wird uns selbstverständlich ganz besonders interessieren. Darum werde ich auch zur weiterführenden Erläuterung des Werks Manns Vortrag „Nietzsche's Philosophie im Lichte unserer Erfahrung” ebenso hinzuziehen wie die anderen Essays, die die Arbeit an dem Roman begleiten: „Deutschland und die Deutschen”, „Bruder Hitler” und selbstverständlich den „Roman eines Romans” genannten großartigen Selbstkommentar Thomas Manns: „Die Entstehung des Doktor Faustus”.

Doch mehr als nur am Rande werde ich zugleich das hoch-berühmte Werk der beiden Philosophen Adorno und Max Horkheimer, die „Dialektik der Aufklärung”, im Auge haben – und dies aus naheliegendem Grund: Denn während Thomas Mann seinen Roman schrieb – vielfältig beraten von Th.W. Adorno – entwarfen Adorno und Horkheimer in zahlreichen Gesprächen jene Gedanken, die schließlich als „Dialektik der Aufklärung” veröffentlich wurden.

Meine These: Auch der „Doktor Faustus” ist eine „Dialektik der Aufklärung”, und zwar eine, die in interessantester Spannung zum Werk der Philosophen steht. Immerhin wagt der Roman, den Teufel höchst persönlich mit ins Spiel zu bringen. Und Adorno soll im Blick auf den Roman darauf bestanden haben (nicht ohne einen Anklang subtiler Satisfaktion): „Ich bin der Teufel.” – Wir wollen sehen, ob die Rolle so schmeichelhaft ist, wie „Teddy” sie offenbar nahm ...

Noch etwas zum Drum und Dran ...:

In den Mittagspausen gibt es die Gelegenheit, kleine Ausflüge durch die herrliche Landschaft zu verschiedenen, nahegelegenen Jausenstationen zu unternehmen, etwa zu den zweitausend Jahre alten „Urlärchen”  oder hinauf nach St. Moritz , wo sich uns von der prächtigen Terrasse aus ein weiter Blick ins Ultental  bis hinüber ins Etschtal auftut.

Und natürlich gibt es wieder einen Halbtagesausflug in die landschaftlich reizvolle Bergwelt (für die, die mögen).

Mit andern Worten: Es soll nicht nur „gearbeitet” werden, sondern wir wollen die Tage auch unbeschwert genießen und „urlauben” zusagen ...

Alles weitere (Kosten, wo man übernachten kann, Beginn und Ende, Anfahrt und Abfahrt etc. siehe hier.

Etwas zur „Villa Hartungen” , in der wir tagen:

Sie ist der Sommersitz des Arztes Dr. Christoph Hartung von Hartungen (1849-1917), der die Jugendstil-Villa als reinen Holzbau 1903 am Sonnenhang des Tales mit weitem Blick auf die hohen Berge der Ortler-Gruppe bauen ließ. 1905 war Richtfest, 1906 war das prächtige Bauwerk bezugsfertig. Nicht nur Thomas Mann – gemeinsam mit seinem Bruder Heinrich – war fünf Wochen lang als Patient und Gast des Dr. Hartungen im Ultental, sondern ebenso Sigmund Freud, Christian Morgenstern, Franz Kafka, Pfarrer Kneipp, Rudolf Steiner, Peter Rosegger u. a. waren Gäste des Arztes.

Einen interessanten Artikel („Wo Bismarck baden ging”) zu diesem außerordentlichen, damals sehr berühmten Arzt finden Sie in der ZEIT von 1997 hier .

Und zu dem Arzt, zu Christoph Hartung von Hartungen, der das Haus erbauen ließ, in dem wir wohnen, gibt es inzwischen einen sehr instruktiven Wikipedia-Artikel, siehe hier .

Heinrich Mann hat ihm in der Gestalt des Dr. Männigen ein Denkmal gesetzt, siehe hier .


 




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