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Philosophie - Urlaub - Literatur


Die „Sommerakademie” im Ultental


Der Erwählte 2011
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Der Erwählte 2011

Eine Woche im idyllischen Südtiroler Bergdorf St. Nikolaus im Ultental

Philosophie - Urlaub - Literatur

Eine Veranstaltung in der „Villa Hartungen”

2. Juli bis 9. Juli 2011



Das Thema:

„Der Erwählte” von Thomas Mann.



Dozent: Dr. Gerd B. Achenbach


Abendessen Villa Hartungen
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Abendessen Villa Hartungen

Kleine Gruppe am Nagelstein
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Kleine Gruppe am Nagelstein

„Dies in Gott vergnügte Büchlein ... ist ein Spätwerk in jedem Sinn,
nicht nur nach den Jahren seines Verfassers,
sondern auch als Produkt einer Spätzeit,
das mit Alt-Ehrwürdigem, einer langen Überlieferung sein Spiel treibt.”
Es sei „ein Abschiednehmen, ein Erinnern, Noch-einmal-Heraufrufen und Rekapitulieren
des abendländischen Mythos - bevor die Nacht sinkt, eine lange Nacht vielleicht
und ein tiefes Vergessen.”
(Thomas Mann)
  
  

Haben Sie Thomas Manns „Doktor Faustus” gelesen? Dann erinnern Sie sich womöglich, wie dem Tonsetzer Adrian Leverkühn eines Tages die „Gesta Romanorum” in die Hände fallen, jenes spätmittelalterliche „Fabel- und Schnurrenbuch”, das im Übergang zur Neuzeit im ganzen Europa eine fast beispiellos populäre Verbreitung fand. Daraus bedient sich Leverkühn auf der Suche nach einigen kuriosen Stoffen für ein Puppen-Opernwerk. Und Thomas Mann nutzte als Erzähler die Gelegenheit, schon einmal - freilich noch in Kurzform - jene Geschichte daraus nachzuerzählen, die er, nach der Fertigstellung des „Doktor Faustus”, dem Helden seines Romans „wegnahm”, um „selber etwas daraus zu machen”.

Es wurde daraus sein vergnüglichster, heiterster und jedenfalls ‒ im Falle Thomas Manns erwähnenswert! - kürzester, „kleinster” Roman, ein „Büchlein” oder „Werkchen”, wie er es später - mit offenkundig gespielter Bescheidenheit - gern nannte: „Der Erwählte”.

Es ist die höchst wundersame Geschichte des Sündenkindes Gregorius, dieses unglückseligen Buhl- und Schandbalgs unstatthaftester Geschwisterliebe, das - ein zweiter, richtiggestellter und verbesserter Ödipus - später zum Geliebten und Bettgenossen, ja, schlimmer noch, selbst zum regelrechten Gatten seines Mütterchens werden sollte, doch dann, darüber aufgeklärt und ins Licht gesetzt, zu so furchtbarer, zu allem und zum letzten entschlossener Buße „auf den Stein” geht, bis der Herr den Papst zu sich und das heißt zu seiner letzten Heimstatt abberuft und damit Platz schafft für einen ganz und gar außerordentlichen, das fromm verhärtete Herz wird sagen: skandalös unordentlichen Gnadenerweis. Eben jenes sündige Wesen auf seinem Bußstein mitten im See, das nach siebzehnjährigem Darben und Harren in unwirtlicher Einsamkeit zu einem zwergenhaft kleinen, „verkrümmten Erdsäugling” zusammengeschrumpelt war, eben dieses Häuflein Elend sollte nach göttlichem Ratschluß ins ewige Rom und auf den Stuhl Petri berufen werden. Was dann, ganz folgerichtig, auch geschieht.

Zugleich ist so nach himmlisch höchstem Ratschluß die Voraussetzung geschaffen, daß der Sohn und Mann seiner Mutter und Frau auch noch ihr rettend-vergebender „Papa” werden kann und sie „sein Kind”. Womit die Tragödie des Ödipus endlich zur Komödie hinaufgeläutert wäre, denn nicht mehr länger verhängen neidische Mächte das Schicksal, sondern der Gott, der sonst schon Sünden vergab, hat sich selber überwunden und ist zum Gott geworden, der „Spaß versteht”.

Wir werden übrigens nicht nur den entzückenden, von der ersten bis zur letzten Zeile parodistisch-herzlich durchheiterten Roman kennen lernen, sondern auch seine Urgestalt, die uns in den „Gesta Romanorum” überliefert ist, und natürlich Hartmann von Aues Versepos, das von der Geschichte des „guten Sünders” und seligen Papstes Gregorius kündete.

Thomas Mann hat es zur Vorlage genommen für seine höchst eigenwillig ambitionierte Adaption der legendären Mär vom „hochbegnadeten Büßer”, die er nun, „zur Unterhaltung und außerordentlichen Erbauung” von Clemens, dem Iren, erzählen läßt, der seinerseits „als Gast im Kloster Sankt Gallen im Alamannenlande” sitzt in jener Bibliothek, in der „einst Notker der Stammler saß” ...

Solche hochheitere Umständlichkeit ist, hier wie in den anderen Werken Thomas Manns, keine Nebensache, sie ist ganz im Gegenteil die Sache selbst, um die es geht. Denn wie bei der Bearbeitung der Josephs-Geschichte nicht anders ist es erst die „Amplifikation” und jenes „Genaumachen”, das den altüberlieferten und ursprünglich einfältig-frommen Stoff in eine Flaschenpost für spätere Zeiten verzaubert - bestimmt für solche, die, zunächst dem „real existierenden Christentum” abspenstig gemacht, später ihre Verstimmung und Verbitterung überwanden und ansprechbar wurden für die herzliche Liebenswürdigkeit, mit der Thomas Manns wohl „das Alte und Fromme, die Legende parodistisch belächelt”, von diesem Lächeln aber beteuert, es sei „eher melancholisch als frivol”, und so bewahre dieser „verspielte Stil-Roman, die Endform der Legende, mit reinem Ernste ihren religiösen Kern, ihr Christentum, die Idee von Sünde und Gnade”.

Die Tage im Ultental werden nicht nur diesem beispiellosen „Fest der Erzählung” huldigen, sondern wiederum wird uns dieses wundervolle Werk zum Anlaß werden, die eindringlichsten - teils auch heikelsten - Fragen gesprächsweise reifen zu lassen. Sollte es beispielsweise einem Christentum, das in der Geschichte allzu lange herb und knöchern, amtswalterisch und überheblich seine Sündenwirtschaft trieb und Heilsgüter verkaufte, einmal noch vergönnt sein, unter „Glockenschall, Glockenschwall” die endliche Versöhnung von Religion und Herzensheiterkeit, von Frömmigkeit und Fröhlichkeit, von füglicher Ergebenheit ins Zugedachte und zuversichtlicher Vergnügtheit einzuläuten?

Eine Frage nicht allein für religiös gestimmte Seelen, sondern mindestens so sehr für philosophisch irritierbare Gemüter.

Wiese am Weißbrunnsee
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Wiese am Weißbrunnsee

Näheres zum Programm siehe hier!


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Aber natürlich gibt es auch eine preiswerte Taschenbuch-Ausgabe .

 




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