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Montaigne mit Gerd B. Achenbach Philosophische Praxis [Philosophische Praxis Gerd B. Achenbach] || nach oben springen || Startseite Achenbach-PP.de
Die GPP e.V. lädt ein:
Eine Woche lang Frühling in Schloß Steinhöfel
30. April bis 5./6. Mai 2017
Michel de Montaigne - der Philosoph, den ich herzlich liebe
Seminarleitung: Dr. Gerd B. Achenbach
Jetzt wird mir der eine und andere kommen und sagen: „Was ist das für eine Ankündigung? Ist das jetzt deine neue Art zu werben, das Geständnis, der Philosoph, den du uns nahebringen möchtest, werde von dir ›herzlich geliebt‹?”
Werbung nicht, antworte ich, aber ... Ich sage es einmal so:
Die Liebe zu einem Autor ‒ wie übrigens auch zu einem sonst lebendigen Freunde ‒ hat dies für sich, daß ich ihm selbst dann gern folge und bereit bin, ihm zuzuhören, wenn er sagt oder denkt, was ich meinerseits nie sagen und ebenso wenig so denken würde. Dort hingegen, wo wir nicht lieben, schätzen wir es in aller Regel, wenn wir aus dem Munde anderer hören, was ebenso aus unserem eigenen hätte kommen können, und die Köpfe der anderen loben wir, sofern es in ihnen ungefähr so zugeht, wie in unserem. Sagt, denkt oder empfindet dann ein anderer, was uns nicht in den Kram paßt, ist uns gleich der ganze Mensch zuwider und wir gehen ihm aus dem Wege.
Ist also klar, wo ich Gewinn einheimse, wenn da einer ist, dem ich, weil ich ihn nun einmal liebe, alles gerne zugestehe, was er mir zu sagen hat, ja, bestenfalls laß ich’s mir „gesagt sein”? Die Folge: Ich erweitere meinen Horizont, mein Urteil, meine Interessen, bekomme womöglich neue Ansichten hinzu, kurz und gut: ich bereichere mich geistig.
Und mit Montaigne geht es mir allemal gerade so und dies schon fast ein Leben lang. Ich weiß übrigens noch einen, dem es mit dem Gascogner ebenso ging: Nietzsche. Der schrieb mit dem Pathos, das er noch nicht zu scheuen hatte:
Daß ein solcher Mensch geschrieben hat, dadurch ist wahrlich die Lust auf dieser Erde vermehrt worden. Mir wenigstens geht es nach dem Bekanntwerden mit dieser freiesten und kräftigsten Seele so, daß ich sagen muß, was er von Plutarch sagt: ›Kaum habe ich einen Blick auf ihn geworfen, so ist mir ein Bein oder ein Flügel gewachsen‹. Mit ihm würde ich es halten, wenn die Aufgabe gestellt wäre, es sich auf der Erde heimisch zu machen.
Also: Michel de Montaigne, der Mann, der ‒ bezeichnend genug! ‒ den Begriff „Dogmatismus” erfand; er hatte diesen Begriff nötig, wie man seinen Feind nötig hat ... Der Mann, der bekannte, er rede mit dem Papier wie mit dem ersten besten, der ihm über den Weg gelaufen komme. Der Philosoph, der erklärt: „Ich lehre nicht, ich erzähle.” Und der die Ansicht vertrat:
Das herrlichste Meisterstück eines Menschen ist, recht zu leben. Alle andere Dinge, regieren, Schätze sammlen, bauen, sind nur kleine Anhänge, und aufs höchste Hülfsmittel.
Ich sage es jetzt einmal kurz und bündig: Diesen Montaigne lesen zu dürfen, auch sich über den unendlichen Schatz seiner Ein- und Ansichten austauschen zu können mit anderen, die ihn mögen (oder dabei sind, es zu lernen ...), ist ein beispielloses Vergnügen. Und das will ich mir in den kommenden Frühlingstagen in dem zauberhaften Ambiente des Schlosses Steinhöfel eine Woche lang gönnen. Wer mag, kommt mit.
Den Teilnehmern rate ich, die alte, zwar vergriffene, im Antiquariat aber leicht und wohlfeil zu erwerbende Ausgabe der Auswahl seiner Essays zu kaufen, die Herbert Lüthy für den Manesse-Verlag besorgt hat. [Erstaunlicherweise bietet Amazon noch Exemplare der Ausgabe von 1953 als "neu" an, siehe hier !]
Ich kann diese Zeilen zur Ankündigung der Steinhöfeler Frühlingswoche aber nicht abschließen, ohne wenigstens einen winzigen Einblick in seine Art zu denken und zu schreiben gegeben zu haben. Ich habe „gedäumelt” und dabei ‒ wie immer bei ihm ‒ gleich eine prächtige Stelle am Wickel gehabt, aus dem Essay „Über das Beten”:
Ich bringe nur menschliche und nur meine eigenen Einfälle vor, einfach als menschliche Einfälle, ganz unverbunden für sich selbst betrachtet, nicht als wären sie ausgemachte und nach göttlichem Gebot festgelegte Wahrheiten, die über Zweifel und Widerrede erhaben wären; Sache des Meinens, nicht Sache des Glaubens; was ich so für mich überlege ...: belehrbar, nicht belehrend; auf weltliche, nicht auf geistliche, aber stets auf sehr gläubige Weise.
Und weil er es liebt, zu erzählen, was es mit den Dingen auf sich hat, so präsentiert er auch hier gleich eine Geschichte, die denkwürdig genug davon berichtet, wie es so mancher mit der Frömmigkeit hält:
Die Königin Margarethe von Navarra erzählt von einem jungen Prinzen, und ob sie ihn gleich nicht nennt, so hat ihn doch seine Größe kenntlich genug gemacht, daß, wenn er zu einem verliebten Stelldichein ging, um, bei der Gattin eines Pariser Advokaten zu schlafen, und sein Weg ihn an einer Kirche vorbeiführte, er niemals weder auf dem Hinweg noch bei der Rückkehr von diesem Abenteuer an diesem heiligen Ort vorüberging, ohne darin sein Gebet und seine Andacht zu verrichten. Ich überlasse es euch, zu befinden, wozu er wohl, die Seele von solch lieblichen Gedanken erfüllt, den göttlichen Beistand gebrauchte; indessen führt sie dieses als ein Zeugnis besonderer Gottesfurcht an. Aber dies ist nicht der einzige Beweis, an dem sich erhärten ließe, daß die Frauen nicht sonderlich dazu taugen, theologische Gegenstände zu behandeln.
Den Schluß vor allem wollte ich zitiert haben ... Es ist ein heute so selten gewordenes Vergnügen, zu hören, wie sich einmal ein gestandenes Mannsbild eine kleine Unverfrorenheit dem lieblichen Geschlecht gegenüber herauszunehmen wagen durfte. Der Mann des 16. Jahrhunderts, der uns zugleich so nahe ist, als säße er neben uns, durfte es noch.
Alles „Technische” und einzelne, u.a. zu den Kosten, finden Sie hier.
Einen Eindruck davon, wie die "Frühlingstage in Schloß Steinhöfel" verlaufen, gewinnen Sie durch den Besuch der entsprechenden Seite von 2016; da sind die Frühlingstage auch mit einigen Fotos dokumentiert, siehe hier.
Und hier finden Sie die Internetseite des Schloßhotels.
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Der zweijährige Meisterkurs
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Das neue Buch ist erschienen: „Philosophie der Philosophischen Praxis”
Das Buch: „Zur Einführung der Philosophischen Praxis”
Meine Dissertation über Hegel
1981 in Gießen bei Odo Marquard zum Thema „›Selbstverwirklichung‹ oder ›Die Lust und die Notwendigkeit‹. Amplifikation eines Hegelschen Kapitels aus der ›Phänomenologie des Geistes‹” abgelegt, ist ab jetzt hier im pdf-Format nachzulesen.
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