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Vorzüge des Alterns [Philosophische Praxis Gerd B. Achenbach] || nach oben springen || Startseite Achenbach-PP.de
Gerd B. Achenbach:
Von den Vorzügen des Alters
„Philosophisch betrachtet”
Ich biete die Wette: Fragte ich Sie nach dem ersten, entscheidenden, dem schlechthin ausschlaggebenden Vorzug des Alters – Sie wären in Verlegenheit! Und wer weiß, ob Sie die einzig richtige Antwort je errieten ... Also erspare ich Ihnen das müßige Rätselraten und nenne Ihnen statt dessen gleich zum Auftakt jenes unbezweifelbare Privileg, das mit dem Alter erworben wird. Das ist: Das Alter überhaupt erreicht zu haben, überhaupt erst einmal alt geworden zu sein. Oder wären Sie lieber in der sogenannten Blüte Ihrer Jugend gestorben? Das hätte Ihnen allerdings die viel beschrieene Last des Alters erspart. Doch hätten Sie sich zugleich einige Vorzüge, die das Alter mit sich bringt, entgehen lassen. Womit ich beim Thema bin. Denn in der Tat: Von den Vorzügen des Alters soll die Rede sein.
Und um sogleich mit einem nennenswerten Vorteil zu eröffnen, halte ich mich an George Bernard Shaw, den philosophisch gerissenen Spötter. Er soll gewarnt haben: „Nehmt euch vor alten Männern in acht, sie haben nichts mehr zu verlieren.” Eben. Vorteil Nr. 1: Solange wir im Betrieb stecken, solange wir unseren Lebensunterhalt damit verdienen, daß andere Profit von uns ziehen, gilt das alte Sprichwort: Wes Brot ich ess’, des Lied ich sing’. Und geben Sie zu: Es sind nicht immer fröhliche Liedchen, die wir da zum Besten geben. Um also den Altersvorteil möglichst drastisch zu formulieren: Das Alter gewährt uns Freiheiten, die sich herausnehmen in jüngeren Jahren den Mut des Heroen verlangte.
Was sonst? Im Sinne der lakonischen Notiz, die sich in dem berühmten Text Ciceros über das Alter findet: „Wie nicht jeder Wein durch das Alter sauer wird, so wird es auch nicht jeder Charakter.” - möchte ich als den 2. Vorzug des Alters annoncieren: Im Alter kommt an den Tag, was tatsächlich mit uns los war. Die Blendwerke der Jugend verdecken nämlich die Mängel manchen Charakters, wie dicke Schminke die der äußeren Haut. Und ist es die Jugend nicht mehr, die blendet, ist es womöglich der Erfolg, die glänzende Stellung, die smarte Geschäftigkeit, die darüber hinwegtäuscht, daß einer ein krummer Hund ist oder ein eingebildeter Lackel oder ein aufgeblasenes Großmaul, ein Blender, ohne daß etwas dahinter steckte.
Das Alter hingegen - man könnte es den Offenbarungseid nennen, der auf die Person geleistet wird - sorgt unerbittlich für Ehrlichkeit, was anständige Menschen begrüßen. Manche erweisen sich in diesem Test als taube Nuß, andere bleiben zurück wie ein Wrack oder stehen da wie eine leere Fassade, und wieder andere fahren die Ernte ihres Lebens ein. Sie werden interessant. Wie beim Wein: Reife gibt den Ausschlag.
Den dritten (und letzten) Vorzug illustriere ich, indem ich eine Empfehlung des hochbetagten Goethe hierher setze: Irrtümer seien recht gut, solange wir jung sind; man müsse sie „nur nicht mit ins Alter schleppen”. Im Alter nämlich wird der Blödsinn, den wir uns in jüngeren Tagen gestatteten, zur Last.
(Erschienen in „Marketeers+Pioneers”

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