Die GPP e.V. lädt ein zum
Dramatiker, Romanautor, Essayist, streitbarer Denker ...: Botho Strauß
Freitag, 9. Januar abends, bis Sonntag, 11. Januar mittags
Seminarleitung: Dr. Gerd B. Achenbach
Zweierlei wird im Rahmen des nun schon seit vielen, vielen Jahren veranstalteten „Philosophisch-literarischen Neujahrswochenendes” neu und anders sein als in den Jahren zuvor.
Erstens: Wir werden nicht mehr in Kronenburg tagen, sondern in dem nahegelegenen Eifeldorf Steffeln, wo wir in früheren Jahren am Sonntag mit einem gemeinsamen Essen unsere Wochenenden abgeschlossen haben.
Nun hat die junge Mannschaft, die das Hotel übernahm und großartig weiterführt - dabei so familiär wie ehedem -, das Haus großzügig erweitert um 14 nach modernstem Standard eingerichtete Zimmer und einen sehr schönen, zum Innenhof hin gelegenen, hellen Seminarraum, der eben fertig sein wird, wenn wir ihn im Januar gewissermaßen „einweihen”.
Zweitens: Ich werde ab jetzt das „Philosophisch-literarische Neujahrswochenende” jeweils einem Gegenwarts-Schriftsteller widmen, und zwar solchen, die als Schriftsteller beachtlich sind, ebenso aber als Essayisten - wie eben, zum Auftakt, Botho Strauß.
Da nun beim letzten „Philosophisch-literarischen Neujahrswochenende” (2014) „Wilhelm Meisters Lehrjahre” auf dem Programm standen, halte ich es für einen naheliegenden Anschluß, im kommenden Jahr den frühen Strauß-Roman „Der junge Mann” vorzustellen: gewissermaßen die Gegenwarts-Variante jener Goethe-Vorlage.
Außerdem aber werden wir Texte aus der neuesten Sammlung, mit nobler Bescheidenheitsgeste „Gedankenbuch” genannt und „Allein mit allen” betitelt, unsererseits in Gedanken verwickeln. Dazu einiges aus anderen Essaybänden des Botho Strauß: aus dem noch recht neuen Buch „Lichter des Toren. Der Idiot und seine Zeit”, aus den „Fragmenten der Undeutlichkeit” sowie aus der „Beginnlosigkeit”.
Wohl werden wir auch einige Blicke in seine gerade erst erschienenen Erinnerungen an die eigene Kindheit und Jugend werfen: „Herkunft” heißt das Buch.
Im Mittelpunkt aber soll sein erster Roman stehen, den damals „unser” selbstherrlicher Oberkunstrichter MRR gnadenlos abkanzelte. Er (Botho Strauß) könne „mitteilen, aber nicht darstellen, formulieren, aber nicht evozieren. Mit andern Worten: Er kann schreiben, aber nicht erzählen.” Seien wir nachsichtig mit ihm: MRR hatte keinen Blick für Dinge, für die seine Brillengläser nicht geschliffen waren ...
De mortuis nihil nisi bene. Belassen wir’s dabei.
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Und jetzt noch etwas zur „Verlegung unseres Quartiers” von Kronenburg nach Steffeln: Trotz dieser Verlegung soll Kronenburg - dieser nun wirklich besonders schöne und sehenswerte Ort der Eifel - nicht zu kurz kommen.
So werden wir am Samstag einen Ausflug hinauf zu dem historischen Ort unternehmen, und dort in der „Zehntscheune” [2] (wie in den Jahren zuvor) eine Kleinigkeit zu Mittag essen. Wir fahren nur etwa zwanzig Minuten bis dorthin ...
Und soviel kann ich versprechen, da ich die Familie Schlösser und Berg, die das „Hotel Steffelberg” führt, seit sehr, sehr langer Zeit kenne und dort schon viele, viele Male zu Gast war: Der Aufenthalt im erneuerten und ausgebauten Hause wird uns allen - was das Ambiente, die Stimmung, die Verpflegung und die Atmosphäre betrifft - bestens gefallen und gut in Erinnerung bleiben. Was können wir uns zur Begrüßung des Neuen Jahres mehr wünschen?
Übrigens ...:
Auch der Aufenthalt in dem stillen, ursprünglich-dörflichen Ort Steffeln hat seine eifeltypischen Reize.
So empfehle ich nach dem abschließenden Mittagessen am Sonntag noch einen gemeinsamen Spaziergang hinauf zur Marienkapelle mit hinaufgeleitendem Kreuzweg, da sich uns von dort (siehe das Bild links) ein weiter Blick über die strenge, weit erstreckende Schönheit der Eifellandschaft eröffnet.
Strauß’ Fermenta cognitiones unterhalten wahlverwandtschaftliche Beziehungen zu den „Pensieri” Leopardis, den „Cahiers” von Valéry, den „Adnoten” Jüngers und den „Aufzeichnungen” Canettis, aufs schönste aber zu den „Vermischten Bemerkungen” Friedrich von Hardenbergs, der sich Novalis nannte, im Sinne von: der Neuland Bestellende. Selten verkörperte ein Dichter inniger und musikalischer das Kreisen der Gefühle und Gedanken, die alchimistische Verschmelzung aller Gaben des Geistes: Wissen und Ahnen, Forschen und Beschwören, Sehnen und Erinnern, Glauben und Träumen. Kaum einer hatte so frische, anmutige, okkasionelle, so wundersam enzyklopädische und zugleich intuitive Begriffe vom poetischen Denken wie dieser achtsame, lernfreudige, erkenntnishungrige, auf den Geheimsinn der Dinge lauschende Romantiker mit dem klangvollen Namen.
In der Ars litteraria des Botho Strauß, seiner Spontaneität von Schauen und Denken, seiner Metaphysik der Anwehung, seiner Technik des sujetlosen Nachsinnens, der assoziativen, gattungsoffenen Reflexion, ist dieses Erbe bedeutsam wiederbelebt worden. Die Dinge so ansehen, als hätten sie selbst Augen, die Sachen so denken, als hätten sie selbst Gedanken. Als wäre man nicht nur Betrachter und Gegenstand in einer Person, sondern auch der Erbauer, eine Art poetischer Ingenieur. Verstehen durch Erschaffen, in der Vorstellung und in der Sprache. ... Das sind die Abenteuer, die locken. Gedankenabenteuer.
[2] http://www.cafe-zehntscheune.de