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Herbstakademie Nackenheim Zuckmayer [Philosophische Praxis Gerd B. Achenbach] || nach oben springen || Startseite Achenbach-PP.de

Die Gesellschaft für Philosophische Praxis GPP lädt ein zur

Herbst-Akademie in Nackenheim, dem Weinort in Rheinhessen,
in dem Carl Zuckmayer vor 120 Jahren zur Welt kam

Eine viertägige philosophisch-literarische Reise auf den Spuren des dramatischen Genies
und literarischen Könners Carl Zuckmayer

Samstag abend, 15. Okt., bis Mittwoch mittag, 19. Okt. 2016

Landhotel St. Gereon, wo wir tagen (Bildquelle: Landhotel St. Gereon)
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Landhotel St. Gereon, wo wir tagen (Bildquelle: Landhotel St. Gereon)

Gruppenfoto 2016
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Gruppenfoto 2016

  
im Landhotel St. Gereon in Nackenheim am Rhein 
  
  


Das Thema:

Carl Zuckmayer:


Das dramatische Genie, der literarische Könner


  
Ich bin überzeugt: Dieser Meister der Bühnenwirksamkeit, dieser Theatermann durch und durch, der groß darin war, dem Kleinen gerecht zu werden - Carl Zuckmayer ist unter den deutschen Schriftstellern einer der verkanntesten, und dies vollständig zu Unrecht. Dabei: Das Publikum hat ihn eigentlich immer geliebt, war hingerissen von seinen Stücken, gerührt auch und innerlichst bewegt. Wer hätte auch je einen solchen inneren Monolog zu schreiben verstanden, wie ihn Zuckmayer seinem armen Schuster Voigt in den Mund zu legen verstand:

De innere Stimme hab ick jehört. Da hatse jesprochen, du, und da is alles totenstill jeworden in de Welt, un da hab icks vernommen; Mensch, hatse jesagt - einmal kneift jeder 'n Arsch zu, du auch, hatse jesagt. Und denn, denn stehste vor Gott dem Vater, stehste, der allens jeweckt hat, vor dem stehste denn, und der fragt dir ins Jesichte: Willem Voigt, wat haste jemacht mit dein Leben? Und da muß ick sagen: Fußmatte, muß ick sagen. Die hab ick jeflochten im Jefängnis, und denn sind se alle druff rumjetrampelt, muß ick sagen. Und zum Schluß haste jeröchelt und jewürcht, um det bißchen Luft, und denn wars aus. Det sagste vor Gott, Mensch. Aber der sagt zu dir: Jeh wech! sagt er. Ausweisung! sagt er! Dafür hab ick dir det Leben nich jeschenkt, sagt er! Det biste mir schuldig! Wo is et!? Wat haste mit jemacht? - Und denn, Friedrich - denn is et wieder nischt mit de Aufenthaltserlaubnis.

Oder: In „Des Teufels General” ist der junge Leutnant Hartmann verunsichert, denn bei der Beschaffung des sauberen Ariernachweises tauchte zu seinem Entsetzen eine jüdische Großmutter auf. Da nimmt ihn sich General Harras beiseite, tritt mit ihm hinaus auf die Terrasse, von der aus der nächtliche Lauf des Rheines zu übersehen ist, und klärt ihn nun auf - und zwar so (ein vorzügliches Stück Philosophischer Praxis, nota bene ...):

Vom Rhein. Von der großen Völkermühle! Von der Kelter Europas! Und jetzt stellen Sie sich doch mal Ihre Ahnenreihe vor - seit Christi Geburt. Da war ein römischer Feldhauptmann, ein schwarzer Kerl, braun wie 'ne reife Olive, der hat einem blonden Mädchen Latein beigebracht. Und dann kam ein jüdischer Gewürzhändler in die Familie, das war ein ernster Mensch, der ist noch vor der Heirat Christ geworden und hat die katholische Haustradition begründet. - Und dann kam ein griechischer Arzt dazu, oder ein keltischer Legionär, ein Graubündener Landsknecht, ein schwedischer Reiter, ein Soldat Napoleons, ein desertierter Kosak, ein Schwarzwälder Flößer, ein wandernder Müllerbursch vom Elsaß, ein dicker Schiffer aus Holland, ein Magyar, ein Pandur, ein Offizier aus Wien, ein französischer Schauspieler, ein böhmischer Musikant - das alles hat am Rhein gelebt, gerauft, gesoffen und gesungen und Kinder gezeugt ... Vom Rhein - das heißt: vom Abendland. Das ist natürlicher Adel. Das ist Rasse.

Kurzkommenar: Das ist Klasse. Im Theaterfach Dialog eine „Klasse für sich”. Das war Zuckmayers Stärke.

Ich habe vor, sowohl den „Hauptmann von Köpenick” als auch „Des Teufels General” vorzustellen, den „Fröhlichen Weinberg”, der den Nackenheimern zunächst gar nicht gefallen wollte ..., werde ich unter den Gesichtspunkt rücken: Gibt es ein intellektuelles (= intellektuell begründbares) Eigenrecht auf eine volksnahe, von meinetwegen „bodenständige” Theaterliteratur - oder gehört die in die Schublade „Unterhaltung”, mit der das noble Denken nichts zu tun haben möchte?

Ich werde außerdem mit der (wie ich meine: vorzüglichen) Rede Zuckmayers anläßlich der Verleihung des Heinrich-Heine-Preises an ihn bekannt machen („Heinrich Heine, der liebe Gott und ich”).

Und ich werde eine Antwort auf die Frage versuchen: Warum ein solcher Schriftsteller wie dieser Zuckmayer nahezu in Vergessenheit geraten konnte (wohin er ganz und gar nicht gehört!). Ob er den Deutschen womöglich allzu „deutsch” war - ein, was er seinerseits von Heine sagte: „unverbesserlicher Deutscher” ...?

Was diesmal anders sein wird als sonst ...:

Gewöhnlich liegen unseren Seminaren Texte zugrunde und den Anfang macht das Lesen (bzw. das „Gelesen-Haben”).
Zuckmayer aber ist nicht der Mann, dessen Werke man primär lesen sollte ‒ die muß man sehen, muß sie erleben, die gehören auf die Bühne. Das ist wie mit einem schmackhaften Gericht: Das schmecken Zunge und Gaumen ‒ die Augen werden vom Lesen des Kochrezeptes nicht satt.

Mit andern Worten: Ich werde Zuckmayers Theaterkunst einmal anders auftischen; zuerst sehen wir seine Stücke, die in vorbildlichen Inszenierungen überliefert sind, so die des Helmut Käutner (mit Heinz Rühmann als Voigt und Curd Jürgens als Harras) sowie Theodor Grädlers kongeniale Verfilmung der Katharina Knie mit Attila Hörbiger und Tochter Christiane Hörbiger (die hier im Stück auch Vater und Tochter sind ...).
Und dann erst, im Anschuß sprechen wir über die Stücke ‒ auch darüber, was sie in uns auslösten, in uns erregten.

Als Text hingegen (und Gedankenfolge) präsentiere ich Zuckmayers Rede auf Heinrich Heine.
Übrigens: Wer Zuckmayer lesen möchte, mag seine Autobiographie zur Hand nehmen, Als wär’s ein Stück von mir. Soviel als Tip meinerseits.


Noch zwei Hinweise:

An einem der Abende werden wir eine Weinprobe im Weingut Norbert Mann, wenige Schritte von unserem Tagungshotel entfernt, genießen können, in einem Haus, das zahlreiche prämierte Weine vinifiziert und dessen Weine mancher Besucher unserer Freitag-Vorträge bereits kennt (und wohl zu schätzen weiß).

So fügt es sich auch gut, daß der geschmackvoll hergerichtete Seminarraum des Hotels die ehemalige Kelterei ist, in der damals (bei der Büchner-Veranstaltung) einzig die Akustik zu wünschen übrig ließ.
Diesmal aber wird unsere neue „Bose”-Anlage für bestes (auditives) Verstehen sorgen ...
  

Alles weitere und nähere (Kosten, Technisches etc.) siehe hier.

Und noch drei Zitate von drei ausgemachten „Theaterleuten” ...:

Der ehemalige Intendant des Berliner Schiller- und Schloßpark-Theaters Boleslaw Barlog über Zuckmayer:

Er sei „der große Blutspender des deutschen Theaters” gewesen, ein Mann, „der dem Volke aufs Maul geschaut und sein Herz abgehört hat”.

Siegfried Melchinger, der Theaterkritiker:

„Wenn es Zuckmayer nicht gäbe, so müßte man ihn erfinden, denn er ist Brot und Wein für den Menschen.”

Und der bekannte Intendant und Theater-Regisseur Heinz Hilpert, der zahlreiche Stücke Zuckmayers zur Uraufführung brachte (Chef u.a. des Deutschen Theaters Berlin und des Wiener Theaters in der Josefstadt):

„Stark, weit und groß, straff in der Komposition, klar und einfach im Stil und von einer herrlichen Plastik im Wort”, das sei es, was die Kunst „dieses Dichters und deutschen Menschen guten Willens schlechthin” ausmache, „sein nie täuschender Instinkt für Menschen und Lebenssituationen, für Gefährdung und Unversehrbarkeit, seine große Liebeskraft, ... sein zwingender Instinkt für Einfachheit, ... seine Volkstümlichkeit, im besten, nicht im rosaroten Sinne.”
 




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