Freitag-Vortrag am 15. April 2011
CD Nr. 318

Das kürzlich erschienene Buch des Philosophen aus Princeton „Eine Frage der Ehre oder Wie es zu moralischen Revolutionen kommt” hat sogleich eine außerordentliche Resonanz gefunden. Zu Recht.

Appiahs Versuch, jene Aufklärung, die Thomas S. Kuhn mit seinem Werk über „ Die Struktur wissenschaftlicher Revolutionen” für das Selbstverständnis der Wissenschaften erreichte, nun im Blick auf die gewaltigen Umbrüche zu wiederholen, die das moralische Selbstverständnis erschütterten und neu orientierten, ist überzeugend.

An vier Beispielen werden von ihm die globalen Umdenkprozesse demonstriert:

Am „Aussterben des Duells”,
an der „Befreiung der chinesischen Frauenfüße”,
der „Abschaffung der atlantischen Sklaverei”
und schließlich am „Krieg gegen Frauen”, womit die sogenannten „Ehrenmorde” gemeint sind.

Seine Hauptthese: In allen diesen Fällen ist nicht „gegen” die Ehre entschieden worden, sondern ein entwickelter Ehrbegriff und ein verläßliches Ehrgefühl waren nötig, diese Umstellungen unserer Wertschätzung und unseres Abscheus durchzusetzen.
Eine glänzende Ehrenrettung für die Ehre ...
(Ergänzend zum Thema interessant: Winfried Speitkamp, Ohrfeige, Duell und Ehrenmord. Eine Geschichte der Ehre, Reclam.)