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Gerd B. Achenbach: "Ein Gespenst kehrt zurück nach Europa"

Freitag-Vortrag am 16. September 2005
In verschiedenen Presse-Organen liefen zuletzt zahlreiche Serien einer neuen Kapitalismus-Kritik. Die Stellungnahmen bedeutender Denker habe ich vorgestellt.
Die Themen im einzelnen und eine Inhaltsübersicht ... CD Nr. 138
Track 1:
Erinnerungen an das „Kommunistische Manifest”. Der für überwunden gehaltene Kapitalismus kehrt „gespenstisch” zurück.
Track 2:
Rückblick auf kapitalismuskritische Artikel-Serien 1997. Ähnlichkeiten zwischen entfesseltem Kapitalismus und bürokratischem Sozialismus bereits wurden geahnt. Der Ökonom John Kenneth Galbraith sah schon 1990, daß der radikalisierte Kapitalismus nach dem Fall der Mauer seine „Kuren” ohne Rücksicht auf „Verarmung, Arbeitslosigkeit, Inflation und Rückgang des Lebensstandards” durchsetzen würde.
Track 3:
Die aktuellen Serien zur Kapitalismus-Kritik. Assheuers „In den Stahlgewittern des Kapitalismus”. Napoleon 1806: „Die Politik ist unser Schicksal.” Rathenau 1921: „Die Wirtschaft ist unser Schicksal”. Die Stellung der „Melancholiker” und der „Tragiker” zur Gewalt des neuen Kapitalismus. Für „Zwang” werde erklärt, was in Wahrheit gewollt werde.
Track 4:
Robert Menasse: „Erobert die Demokratie zurück!” Die Demokratie sei der Wirtschaft unter die Räder geraten. Das Parlament werde nun in der Tat zur „Quatschbude”.
Track 5: Der Inder Amitav Ghosh: Der Kapitalismus verbinde sich erneut mit dem Imperialismus. Das Projekt sei das „amerikanische Jahrhundert”.
Track 6:
Charles Taylor, der Philosoph, und dessen Kernthese: „die entfesselte Ökonomie [droht], unsere ökologischen und kulturellen Grundlagen zu zerstören”. Marx habe richtig erkannt, „daß der Kapitalismus einerseits zu ungeahnten ökonomischen Leistungen führt und andererseits dazu neigt, jede Gesellschaft, in der er sich entwickelt hat, unaufhaltsam zu untergraben und aufzulösen.”
Taylor sieht, daß der Kommunismus die gefährliche Einseitigkeit war, der radikale Markt-Liberalismus hingegen die ebenso gefährliche Einseitigkeit ist. Am Ende hat Taylor Hoffnung: Die Menschen seien klüger, als der Kapitalismus sie vertragen kann. Sein Bild: Der Kapitalismus als „faustisches Projekt”.
Track 7:
Richard Sennett sieht vor allem die menschlichen Folgen des entfesselten Kapitalismus. Verunsichert werden die Menschen oberflächlich. Sie erleben, daß sie nicht gebraucht werden, überflüssig sind, was sie verdirbt.
Track 8:
Juri Andruchowytsch aus der Ukraine schildert die Wirkungen der Einführung des Kapitalismus im Osten, „ein Schock ohne Therapie”: „...wilde Aneignung von Besitz, völlige Entwertung aller Ersparnisse, offene und verdeckte Arbeitslosigkeit, sozialer Abstieg bis ins Lumpenproletariat – und als Antithese die ersten »fetten Kater«, später Oligarchen genannt.” Die Frage wird interessant: Woran bemessen wir eigentlich eine Gesellschaft?
Track 9:
Jens Jessen: „Fegefeuer des Marktes”. Eingangs erinnert er an Luhmann, der 1990 meinte, der Kapitalismus sei nicht der Sieger der Geschichte, sondern der Kommunismus sei nur „eher” zusammengebrochen. Hartmut Rosas erneuerter Entfremdungs-Begriff: Alle geraten unter Zwang und tun, was sie eigentlich nicht wollen. Jessen betont den Weltbildcharakter: Ein Darwinismus setzt sich durch. Wer in der Marktdynamik schwächelt, ist eben zum Untergang verdammt. Die Berufung auf die (geschichtlichen) Zwänge kannten die Kommunisten, auf die Marktzwänge beruft sich die Wirtschaft. Die tiefste Gemeinsamkeit von Kommunismus, Faschismus und Kapitalismus.
Track 10:
Kern der Serie in der Süddeutschen Zeitung: Gräben, die geheilt waren, brechen wieder auf. Die Revolution ist: Nichts ist mehr sicher.
Track 11-13:
Hans-Peter Bartels in der WELT dazu, „wie eine Ideologie uns entmündigt”. Es werde nicht die Marktwirtschaft, sondern die „ökonomische Ideologie” kritisiert und die damit gegebene „wirtschaftliche Radikalisierung”. Bartels resümiert die Kritik am Kapitalismus in 6 Thesen.
(Dieser Abend bildet mit dem vorangegangenen zur Liberalismus-Kritik gewissermaßen eine Einheit!)
 
 




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