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Texte und Tonträger [Philosophische Praxis Gerd B. Achenbach] || nach oben springen || Startseite Achenbach-PP.de
Dr. Gerd B. Achenbach: Wie man den Teufel zur Sprache bringt - was er nicht mag ...
Freitag-Vortrag vom 1. März 2024
CD Nr. 646
CD Nr. 646
Leszek Kolakowski [1927-2009], der in der Philosophen-Bildergalerie in unserem Seminarraum einen eigenen und besonderen Platz inne hat - sein Porträt hängt im Durchgang zum Beratungszimmer an prominentem Ort -, ist für mich tatsächlich von besonderer Bedeutung. Hoffentlich ohne Anmaßung darf ich sagen: Zu dem zuletzt in Oxford lehrenden Polen unterhielt ich stets ein Verhältnis geistiger Brüderlichkeit - was er schrieb, hätte ich gern ebenso geschrieben, was er dachte, ebenso gedacht.
Diese geistige Verwandtschaft bezeugt nicht zuletzt ein eigenwilliger Verdacht, den wir miteinander teilen: die Aufmerksamkeit auf das Böse, in älterer Überlieferungsdiktion: auf den Teufel. In einem „Lesebuch”, das „sein” Verlag Piper aus Schriften und verstreuten Veröffentlichungen des Philosophen zusammenstellte, „Leben trotz Geschichte”, sind drei Texte unter der Rubrik „Zur Religion” versammelt worden: „Die sogenannte Krise des Christentums”, „Kann der Teufel erlöst werden?” und „Des Teufels Pressekonferenz”.
Man beachte: Zur Religion ein Text über das schwächelnde Christentum und zwei zum Teufel ... Verhältnis: eins zu zwei. Ist das in Ordnung?
Meines Erachtens ganz entschieden sogar, denn Kolakowskis richtige, das heißt unbestochene Wahrnehmung ist: Schwindet der Gott, bleibt nicht einfach eine blitz-blank saubere Leere zurück, sondern die „Logik des Weltbetriebes” macht sich breit, u.z. konkurrenzlos, denn nunmehr ohne himmlische Dreinrede oder metaphysisch-verbindliche Vorbehalte.
Jenen - nach den Worten des Mephisto „längst ins Fabelbuch” geschriebenen - Teufel aber nannte man einst den „Herrn der Welt”. Mit andern Worten: Wer den durch-und-durch-säkularisierten Weltgang verstehen möchte, kommt um das Verständnis jenes Herren nicht herum - es sei denn: er machte gern mit und seinen Reibach dabei, ohne Rechenschaft abzulegen, was er da treibt.
Wie ein Motto zu Kolakowskis verteufelt abgründigen Texten zu den alltags-gängigen wie globalen Teufeleien („Gespräche mit dem Teufel”, Piper-Verlag 1975, 133 Seiten) und dem von uns „Angerichteten” ließe sich ein Wort des (ebenfalls diesbezüglich eingeweihten) Charles Baudelaire („Blumen des Bösen”) denken:
„Die schönste List des Teufels ist, daß er uns überzeugt, er existiere nicht.”
Tatsächlich allerdings ist die Erkenntnis ‒ daß es mit der einfachen, gewissermaßen naiv-aufklärerischen Selbstgefälligkeit, die über die Rede vom Diabolischen gern spottet, nicht getan ist - keineswegs ein Sonderstellungsprivileg des polnischen Philosophen.
Zum Beleg ein Zitat von Friedrich Nietzsche und eines von unserem diesjährigen Jubilar, dessen 300. Geburtstag im kommenden Monat in den Feuilletons gefeiert werden wird: Immanuel Kant.
„Christlich ausgedrückt: so ist der Teufel der Regent der Welt und der Meister der Erfolge und des Fortschrittes; er ist in allen historischen Mächten die eigentliche Macht, und dabei wird es im Wesentlichen bleiben – ob es gleich einer Zeit recht peinlich in den Ohren klingen mag, welche an die Vergötterung des Erfolges und der historischen Macht gewohnt ist. Sie hat sich nämlich gerade darin geübt, die Dinge neu zu benennen und selbst den Teufel umzutaufen.” (Nietzsche, KSA I, 321)
„Übrigens wird das böse Princip noch immer der Fürst dieser Welt genannt, in welcher die, so dem guten Princip anhängen, sich immer auf physische Leiden, Aufopferungen, Kränkungen der Selbstliebe, welche hier als Verfolgungen des bösen Princips vorgestellt werden, gefaßt machen mögen, weil er nur für die, so das Erdenwohl zu ihrer Endabsicht gemacht haben, Belohnungen in seinem Reiche hat.” (Kant, Religion innerhalb der Grenzen der bloßen Vernunft. A 105f)
Übrigens: War es wirklich nötig, die Größen Nietzsche und Kant in den Zeugenstand zu rufen? Hätte nicht ein kleiner Wink ausgereicht, ein kurzer Seitenblick auf „das” Drama der Deutschen, Goethes Faust, das uns das Bild der Neuzeit als die Machenschaft des schlechthin „modernen” Teufels namens Mephisto präsentiert?
Diese geistige Verwandtschaft bezeugt nicht zuletzt ein eigenwilliger Verdacht, den wir miteinander teilen: die Aufmerksamkeit auf das Böse, in älterer Überlieferungsdiktion: auf den Teufel. In einem „Lesebuch”, das „sein” Verlag Piper aus Schriften und verstreuten Veröffentlichungen des Philosophen zusammenstellte, „Leben trotz Geschichte”, sind drei Texte unter der Rubrik „Zur Religion” versammelt worden: „Die sogenannte Krise des Christentums”, „Kann der Teufel erlöst werden?” und „Des Teufels Pressekonferenz”.
Man beachte: Zur Religion ein Text über das schwächelnde Christentum und zwei zum Teufel ... Verhältnis: eins zu zwei. Ist das in Ordnung?
Meines Erachtens ganz entschieden sogar, denn Kolakowskis richtige, das heißt unbestochene Wahrnehmung ist: Schwindet der Gott, bleibt nicht einfach eine blitz-blank saubere Leere zurück, sondern die „Logik des Weltbetriebes” macht sich breit, u.z. konkurrenzlos, denn nunmehr ohne himmlische Dreinrede oder metaphysisch-verbindliche Vorbehalte.
Jenen - nach den Worten des Mephisto „längst ins Fabelbuch” geschriebenen - Teufel aber nannte man einst den „Herrn der Welt”. Mit andern Worten: Wer den durch-und-durch-säkularisierten Weltgang verstehen möchte, kommt um das Verständnis jenes Herren nicht herum - es sei denn: er machte gern mit und seinen Reibach dabei, ohne Rechenschaft abzulegen, was er da treibt.
Wie ein Motto zu Kolakowskis verteufelt abgründigen Texten zu den alltags-gängigen wie globalen Teufeleien („Gespräche mit dem Teufel”, Piper-Verlag 1975, 133 Seiten) und dem von uns „Angerichteten” ließe sich ein Wort des (ebenfalls diesbezüglich eingeweihten) Charles Baudelaire („Blumen des Bösen”) denken:
„Die schönste List des Teufels ist, daß er uns überzeugt, er existiere nicht.”
Tatsächlich allerdings ist die Erkenntnis ‒ daß es mit der einfachen, gewissermaßen naiv-aufklärerischen Selbstgefälligkeit, die über die Rede vom Diabolischen gern spottet, nicht getan ist - keineswegs ein Sonderstellungsprivileg des polnischen Philosophen.
Zum Beleg ein Zitat von Friedrich Nietzsche und eines von unserem diesjährigen Jubilar, dessen 300. Geburtstag im kommenden Monat in den Feuilletons gefeiert werden wird: Immanuel Kant.
„Christlich ausgedrückt: so ist der Teufel der Regent der Welt und der Meister der Erfolge und des Fortschrittes; er ist in allen historischen Mächten die eigentliche Macht, und dabei wird es im Wesentlichen bleiben – ob es gleich einer Zeit recht peinlich in den Ohren klingen mag, welche an die Vergötterung des Erfolges und der historischen Macht gewohnt ist. Sie hat sich nämlich gerade darin geübt, die Dinge neu zu benennen und selbst den Teufel umzutaufen.” (Nietzsche, KSA I, 321)
„Übrigens wird das böse Princip noch immer der Fürst dieser Welt genannt, in welcher die, so dem guten Princip anhängen, sich immer auf physische Leiden, Aufopferungen, Kränkungen der Selbstliebe, welche hier als Verfolgungen des bösen Princips vorgestellt werden, gefaßt machen mögen, weil er nur für die, so das Erdenwohl zu ihrer Endabsicht gemacht haben, Belohnungen in seinem Reiche hat.” (Kant, Religion innerhalb der Grenzen der bloßen Vernunft. A 105f)
Übrigens: War es wirklich nötig, die Größen Nietzsche und Kant in den Zeugenstand zu rufen? Hätte nicht ein kleiner Wink ausgereicht, ein kurzer Seitenblick auf „das” Drama der Deutschen, Goethes Faust, das uns das Bild der Neuzeit als die Machenschaft des schlechthin „modernen” Teufels namens Mephisto präsentiert?
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Meine Dissertation über Hegel
1981 in Gießen bei Odo Marquard zum Thema „›Selbstverwirklichung‹ oder ›Die Lust und die Notwendigkeit‹. Amplifikation eines Hegelschen Kapitels aus der ›Phänomenologie des Geistes‹” abgelegt, ist ab jetzt hier im pdf-Format nachzulesen.
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