Freitag-Vortrag vom 13. Januar 2023
CD Nr. 619

Oder: Philosophieren heißt, beleben und auf die Sprünge helfen
Tatsächlich war es Friedrich von Hardenberg, der sich Novalis nannte, von dem ich vor vielen, vielen Jahren die ersten Anregungen zur Idee der Philosophischen Praxis empfing. Insofern: „initialer Gedankenbereiter”. Ich hätte ebensogut schreiben können: gedanklicher Wegbereiter.
Es waren Aphorismen, die er wie „Blütenstaub” ausschüttelte (so der Titel einer seiner Fragmentsammlungen), knappe Gedankenskizzen und Geistesblitze, wie er sie im „Allgemeinen Brouillon” versammelt hatte, und jede Menge umstürzender Einfälle, die gewiß niemandem sonst zugefallen wären.
Schon früh zog ich mir aus seinem Sammelsurium jenen Satz heraus, der mir zum Motto der Philosophischen Praxis wurde:
„Philosophistisiren ist dephlegmatisiren; Vivificiren.”
... was ich übersetzte:
Philosophieren heißt beleben und auf die Sprünge helfen.
Vor allem aber werde ich das grandiose Postulat vorstellen, dem zufolge es darauf ankomme, die Welt und die Menschen erst recht „zu romantisieren”. Novalis: „In dieser Operation wird das niedre Selbst mit einem bessern Selbst identificirt.”